22. September 2011 | Kategorie: Journalisten, Notizen aus Medienland
So bei ZEIT- online nachzulesen und nicht von mir :
ZEIT ONLINE Uni-Leben vom 10.06.11
Studenten von früher
Karl Kraus
Der Satiriker Karl Kraus nahm die verlogene Sprache des österreichischen Establishments auseinander. Was wohl heute aus dem scharfzüngigen Kritiker geworden wäre?
Über ein Wort wie Straßenreinigungsmaschine konnte Karl Kraus sich aufregen. Weil sie den Staub nur aufwirbelt – und nichts reinigt. In einem solchen Fall war mal wieder »der Blick auf die Dinge durch Phrasen verschattet«. Die Phrasen sollten weg, die ganze Welt war voller Phrasen, besonders Wien und seine Zeitungen. Mit seiner Zeitschrift, der Fackel, richtete Kraus das Establishment stilistisch einwandfrei hin.
1874 wird er in Nordböhmen geboren und zieht als Dreijähriger mit seiner Familie nach Wien ins Zentrum der Doppelmonarchie. Wohl auf Wunsch seines Vaters immatrikuliert er sich nach seiner Matura an der Wiener Uni, juristische Fakultät. Während seines Studiums schreibt er für verschiedene Wiener Zeitungen, meistens Feuilletons. Über sein Fach Jura schweigt Kraus sich aus. Was bei jemandem, der sich ansonsten zu allem äußert, nur eins bedeuten kann: allergrößtes Desinteresse. Anstatt sich mit seinen Kommilitonen zu treffen, geht er ins Café Griensteidl. In diesem Literatenladen ringen junge Genies im Zigarettenqualm mit der Kunst: Arthur Schnitzler, Felix Salten, Hugo von Hofmannsthal. Kraus sucht ihre Nähe. Aber er merkt auch: Sie alle hinterlassen dauernd Sprachmüll, den keiner wegräumt.
Im Sommer 1894 wechselt Kraus zur Germanistik. Er hört Vorlesungen zu Opitz, Klopstock, Goethe, so das Übliche. 1898 bietet die renommierte Neue Freie Presse dem Studenten eine Kolumne an – er lehnt kühn ab. Allein das Redigiertwerden empfindet Kraus als Zumutung und Zensur. Das schnelle Urteil und das arrogante Scharfrichtertum zeichnen schon den 24-Jährigen aus. Hierarchien sind nicht seine Sache.
Name: Karl Kraus (1874 bis 1936)
Studium: Jura, Germanistik, Philosophie
Abschluss: keiner
Besondere Vorkommnisse: Um seinen Unterhalt musste sich Kraus nie sorgen. Seine Familie zahlt ihm lebenslang eine monatliche Rente
Beruf: Sprachkritiker, Satiriker, Verleger
Wichtigste Auszeichnung: Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof, Gedenkplatte an seinem Haus, digitalisierte Ausgabe der Fackel mit Volltextsuche: bit.ly/campus_fackel
Im gleichen Jahr wechselt er die Fronten, er will seine eigene Satirezeitung machen, in einer Stadt der Prunkfassaden und Maskeraden, in der sich alles um die Kunst und, Freud sei Dank, auch um Sex dreht. Zum Glück ist sein Vater ziemlich wohlhabend, er besitzt eine Papierfabrik und finanziert dem Sohn die erste Ausgabe seiner Fackel im April 1899. Kraus schreibt: „Das politische Programm dieser Zeitung scheint somit dürftig; kein tönendes ‚Was wir bringen‘, aber ein ehrliches ‚Was wir umbringen‘ hat sie sich als Leitwort gewählt.“ Der Scharfrichter lädt durch. Die Kaffeehausliteraten und die „Feuilletonschlampen“ – sie alle werden in nächster Zeit zu Kraus’ Opfern. Er scheut das Indezente nicht, spottet über ihre Namen, ihre Religion und – natürlich! – über ihren Stil.
Im Privaten soll Kraus zahm gewesen sein, liebenswürdig und zur Freundschaft begabt. Er heiratete nie. Aus einigen unglücklichen Liebschaften mit Schauspielerinnen und adeligen Damen sind Briefe erhalten, in denen er schon mal den weiblichen Verstand als „Aphrodisiacum“ preist. In Weltanschauungsdingen ist er eher sprunghaft. Erst tritt er aus der jüdischen Gemeinde aus, konvertiert dann zum Katholizismus, um ein paar Jahre später die Kirche wieder zu verlassen. Er kokettiert mit seinen politischen Überzeugungen, ist zu Beginn des Ersten Weltkriegs zwar Pazifist, jedoch strenger Befürworter der Monarchie, später wird er zum sozialdemokratischen Republikaner – was aber auch nicht für immer hält. Gegen das Kriegsgeschrei 1914 schreibt er an, denn in den kriegstreiberischen Leitartikeln und kitschigen Schützengrabenreportagen zeigt sich jener verlogene Missbrauch der Sprache, den er anprangern will. Doch als man ihn am dringendsten braucht, schweigt Karl Kraus lange: Heute noch hält man ihm vor, dass er nach der Machtergreifung Hitlers 1933 nichts zu sagen hatte. Bloß ein Gedicht erscheint Ende 1933 in der Fackel , der letzte Vers ist berühmt: »Das Wort entschlief, als jene Welt erwachte.« Den Untergang muss er nicht mehr miterleben. Kraus stirbt mit 62 Jahren 1936 in Wien an Herzversagen.
Was würde ein sprachobsessiver polemischer Menschenfeind wohl heute machen? Er müsste in Berlin leben. Durch seine entlarvenden Beobachtungen in den Zeitungen würde ein Programmdirektor von, sagen wir, 3sat auf ihn aufmerksam. Dann bekäme Kraus eine nächtliche Monologsendung (und weil der frühere Kraus neuen Medien gegenüber aufgeschlossen war, auch noch einen Videoblog), in der er die Sprache von Journalisten, Ministern, Fußballkommentatoren, Künstlern und Dax-Vorständen sezieren würde – bis er die Wahrheit herausoperiert hätte.
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Ein exemplarisches Beispiel für Boulevardjouralismus liegt hier vor. Was nicht passt, wird passend gemacht. Dieser Versuch einer Biographie in „Zeit online“ offenbart jenen Mangel an Sorgfalt, der mit scheinbarer Vielfalt der Wahrheit ein Schnippchen schlägt. Ja, so war er halt, der Karl Kraus. Er
nahm die verlogene Sprache des österreichischen Establishments auseinander.
Das insgesamt deutschsprachige Establishment hat er offenbar verschonen wollen, weil die Sprache und Denkweise dort untadelig war? Die Beschränkung auf Österreich impliziert eine Beschränktheit, die nicht vorliegt. Es war der gesamte deutsche Wortraum gemeint und dessen Presse. Man erinnere nur seine Auseinandersetzung mit Alfred Kerr, um anderer Meinung in Bezug auf die Exklusivität des österreichischen Establishments sein zu dürfen. Bei Kerr reichte es zuletzt, dass Karl Kraus ihn nur wörtlich abdrucken musste, um die sinnentleerte Phrase zu entlarven.
Über ein Wort wie Straßenreinigungsmaschine konnte Karl Kraus sich aufregen. Weil sie den Staub nur aufwirbelt – und nichts reinigt. In einem solchen Fall war mal wieder »der Blick auf die Dinge durch Phrasen verschattet«. Die Phrasen sollten weg, die ganze Welt war voller Phrasen, besonders Wien und seine Zeitungen.
Aufgeregt hätte er ihn allenfalls die Interpunktion, Weil der Satz nach dem Punkt ein causaler Nebensatz ist und zudem eine Phrase.
Mit seiner Zeitschrift, der Fackel, richtete Kraus das Establishment stilistisch einwandfrei hin.
Der Satz hätte Karl Kraus gefallen können, wenngleich “ hinrichten“ eine ziemlich starker Vergleich scheint. Aber wenn es „einwandfrei“ geschieht, warum nicht?
Das schnelle Urteil und das arrogante Scharfrichtertum zeichnen schon den 24-Jährigen aus. Hierarchien sind nicht seine Sache.
Schnell ist er also und arrogant, und Hierarchien kann er nicht leiden, obwohl er eben noch einwandfrei hingerichtet hat. Was denn nun? Sicherlich schätzte er die Hierarchien der Zeitungsmacher nicht. Deren Urteil zu vertrauen, war ihm nicht gegeben. Wenn man Arroganz als mögliche Haltung gegen dünkelhafte Dummheit nicht nur seiner Zeit erkennt, so dürfte Karl Kraus durchaus den Richtigen arrogant erschienen sein. Für Menschen, die es Ernst meinten mit dem „Federleichten, das ein Leben wiegt“, war er Freund und Helfer, z.B. für Adolf Loos, Oskar Kokoscha, Else Lasker-Schüler, Frank Wedekind, Peter Altenberg um nur einige wenige zu nennen. Was soll das Adjektiv „arrogant“ im Zusammenhang mit Scharfrichtertum aussagen? Das ist in der Fläche gedacht und flach geschrieben, nicht in die Tiefe. Dass er scharf geurteilt hat Karl Kraus, schnell qua Intellekt, das ist korrekt. Er nahm sich dafür alle Zeit, war vielleicht ein Richter, aber kein Henker. Erledigt hat er wohlbegründet und es so angekündigt, z. B. bei Maximilian Harden. Er hielt den Zeitgenossen sein Bemühen um das Wort vor wie einen Spiegel vor und das genügte für die Meisten. Die mochten sich bisweilen ausgesprochen schnell und arrogant gescharfrichtert fühlen. Karl Kraus schrieb: “ Es ist die tragische Bestimmung meiner Figuren, das sprechen zu müssen, was sie selbst geschrieben haben und so auf eine Nachwelt zu kommen, die sie sich ganz anders vorgestellt haben. Mein Verdienst besteht nicht darin, irgendetwas erfunden zu haben, sondern darin, daß man glaubt, ich müsse es erfunden haben, weil man nicht glaubt, daß man es erlebt haben könne.“
Besondere Vorkommnisse: Um seinen Unterhalt musste sich Kraus nie sorgen. Seine Familie zahlt ihm lebenslang eine monatliche Rente
Beruf: Sprachkritiker, Satiriker, Verleger
Einen Steckbrief gibt es auch, wie „Gesucht wird…“ und nicht gefunden. Ein besonderes Vorkommnis stellt erstaunlicherweise dar, dass Karl Kraus sich um seinen Unterhalt nie sorgen musste. Sorgen muss man sich wohl eher um die Verfasser dieser Bemerkung ob der schlichten Denkweise. Aus Studentensicht vielleicht verständlich, aber die Familienrente war sehr bescheiden und der Preis der Fackel so bemessen, dass die Kosten für seine Mitarbeiter gedeckt wurden. Einnahmen hatte Karl Kraus durch „Die Fackel“ nicht beabsichtigt. Die Vorstellung für Geld zu schreiben bleibt ein Privileg der Journaille. Karl Kraus hattte damit nichts zu tun. Auch die Einnahmen aus seinen vielen Lesungen wurden ausnahmslos gemeinnützig verwendet. Sein Verdienst war unter anderem, dass er am Wort nicht verdienen wollte. Vor allem aber muss bei „Beruf“ hinzugefügt werden: Aphoristiker, Zeitanalytiker, Vortragskünstler, Publizist und Dichter und mehr als das: Er war und bleibt das Gewissen der Zeit.
Im gleichen Jahr wechselt er die Fronten,…(…). Die Kaffeehausliteraten und die „Feuilletonschlampen“ – sie alle werden in nächster Zeit zu Kraus’ Opfern. Er scheut das Indezente nicht, spottet über ihre Namen, ihre Religion und – natürlich! – über ihren Stil.
Wechseln kann nur ,wer vorher einer Seite zugehörte. Karl Kraus gehörte immer dem Wort. Der Begriff „Feuilletonschlampen“ wird erst später verwendet bei seiner Abrechnung mit Alfred Kerr und geißelt die Schlamperei beim Schreiben von Feuilletons, zu der jener sich hatte hinreißen lassen. Über Religion spottete er nicht, nur über die Bigotterie.
Im Privaten soll Kraus zahm gewesen sein, liebenswürdig und zur Freundschaft begabt.
Was für eine Nettigkeit, wo er etwa öffentlich wildes Tier war, bei dem, was er als Scharfrichter so trieb. Man lese einfach die Erinnerungen von Kurt Wolff, streiche das „soll“ und nehme das Attribut liebenswürdig im Privaten getrost als gegeben hin. Freundschaft war ihm teuer und nur sehr Wenigen vorbehalten.
Gegen das Kriegsgeschrei 1914 schreibt er an, denn in den kriegstreiberischen Leitartikeln und kitschigen Schützengrabenreportagen zeigt sich jener verlogene Missbrauch der Sprache, den er anprangern will.
Das ist ein wahrhaft fundamentales Missverständnis! Nie ging es um etwas anderes als den geschundenen Menschen auf den Schlachtfeldern. Karl Kraus wandte sich nicht gegen die Mordbrenner, die Kriegstreiber, eine wahnsinnige Soldateska, um nur den Missbrauch der Sprache in den Reportagen anzuprangern, sondern um zu beweisen, dass der Missbrauch der Sprache den Weltmordes ermöglichte. Als 1914 Hurrageschrei über den Kriegsausbruch die Straßen und die Gazetten erfüllte, schrieb Karl Kraus gegen den Wahnwitz dieses Krieges an. Das epochale Drama “ Die letzten Tage der Menschheit“ fasst alles zusammen, was dazu gewusst werden muss. Für dieses Werk wurde Karl Kraus in den zwanziger Jahren mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen.
In Weltanschauungsdingen ist er eher sprunghaft. Erst tritt er aus der jüdischen Gemeinde aus, konvertiert dann zum Katholizismus, um ein paar Jahre später die Kirche wieder zu verlassen. Er kokettiert mit seinen politischen Überzeugungen, ist zu Beginn des Ersten Weltkriegs zwar Pazifist, jedoch strenger Befürworter der Monarchie, später wird er zum sozialdemokratischen Republikaner – was aber auch nicht für immer hält.
Ja, der Karl Kraus, sprunghaft ist er und kokett pazifistisch auch. Da locken die Abgründe der Vermutung. Er wurde Katholik, was offenbar ehrenrührig ist und verließ die Kirche wieder, als man einen Kirchenraum für ein Theaterschauspiel zur Verfügung stellte und der Mutter Gottes Maria in der Folge des ersten Weltkrieges eine Tapferkeitsmedaille verlieh, was offenbar keiner Erwähnung wert scheint. Denn für faule Kompromisse in Sachen Weltanschauung, die seiner Wortanschauung entsprach, war Karl Kraus nicht zu haben. Nie hat er sich selbst als Pazifist bezeichnet, weil er zeitlebens einer war und blieb. Er stand fast allein unbedingt nicht nur gegen Krieg, sondern auch und gerade gegen die Kriegsgewinnler, die Waffenschieber, die Fledderer des großen Schlachtens. Das steht allerdings nicht notwendig in Widerspruch zur Monarchie, wie man bis heute in vielen Ländern Europas erkennen kann. Er wandte sich ab, als sie den großen Krieg entfachte. Sein Pazifismus und sein zeitweises Bekenntnis zur Sozialdemokratie etwa nur einer Koketterie verdankt? Karl Kraus fühlte sich dem Menschen zu sehr verpflichtet, um sich nibelungentreu an politisch kungelnde Parteien zu binden. Als die Sozialdemokratie sich nach rechts zur Heimwehr bewegte und mit dem damaligen Präsidenten Schober kungelte, der nachweislich für die Erschießung von fast einhundert friedlich demonstrierenden Arbeitern verantwortlich war, wandte er sich endgültig ab. Später musste er zusehen, wie Sozialdemokratie auf eine Einigung mit Deutschland setzte, als NSDAP schon ein Drittel der Parlamentssitze in Deutschland innehatte, statt alles gegen Hitler zu unternehmen. Wolfgang Neuss räumte einst ein, viel von Karl Kraus gelernt, sogar übernommen zu haben und sagte einmal von sich: “ Ich bin viel zu sehr Mensch, um Humanist sein zu können.“ Den Satz hätte Karl Kraus übernommen.
Aus einigen unglücklichen Liebschaften mit Schauspielerinnen und adeligen Damen sind Briefe erhalten,…
Soso, die adeligen Damen! Mir ist nur die lebenslang dauernde Liebe zur Baronin Sidonie Nádherny von Borutin bekannt, über die es einen berührenden Briefwechsel gibt. Den Ring einer auf Erden nie geschlossenen Ehe gab sie Karl Kraus mit ins Grab.
Doch als man ihn am dringendsten braucht, schweigt Karl Kraus lange: Heute noch hält man ihm vor, dass er nach der Machtergreifung Hitlers 1933 nichts zu sagen hatte.
Das verschlägt einem doch die Sprache. Wer hält da wem was vor? Namen der Trottel bitte! Lese ich hier in „Die Zeit-online“ oder in einem Boulevardblatt? Karl Kraus hätte sowieso keinen großen Unterschied gesehen. Kennen die Autoren dieses Artikels die „Dritte Walpurgisnacht“ nicht? Karl Kraus veröffentlichte Teile des im Herbst 1933 verfassten Aufsatzes in der Fackel erst im Jahr 1934 unter dem Titel „Warum die Fackel nicht erscheint“. Auch in ihm spricht er die vielzitierten Worte „Zu Hitler fällt mir nichts ein“, um dann auf dreihundert Seiten abzurechnen, auch mit jenen, die glauben von ihm etwas fordern zu dürfen ohne vorher darüber nachgedacht zu haben, was sie da verlangen. Karl Kraus begründet sein Schweigen ausführlich mit den befürchteten Konsequenzen für seine Leser im Reich Hitlers, in dem das Wort längst zur Tat geworden war. Sein eigenes Wort war ihm nicht das Leiden oder gar Leben auch nur eines Menschen wert. In Deutschland war von Hitler wortwörtlich alles vollzogen worden, was in dem Pamphlet “ Mein Kampf“ geschrieben stand. Karl Kraus war nicht überrascht, denn er hatte ihn beim Wort genommen. Und das Wort wurde Tat. Dem Boulevard hätte 1933 ein Aufschrei von Karl Kraus gefallen, aber er wäre als Echo verhafteter Fackelleser aus deutschen Konzentrationslagern zurückgehallt. In „Dritte Walpurgisnacht“ beschreibt er das Grauen von Gewalt und Rechtlosigkeit im totalitären Staat und dem Tod in den Konzentrationslagern an Hand von zu dieser Zeit allen zugänglichen Tatsachen, lange bevor die Welt es glauben oder gar wissen wollte. In „Hüben und Drüben“ , einer Rede gehalten im September 1932, gibt es ebenfalls Antworten auf seine Haltung zu den Nazis und auf die unrühmliche Rolle der Sozialdemokratie in dieser Zeit. (Artikel liegt in „Das Rote Heft “ vor.)
Was würde ein sprachobsessiver polemischer Menschenfeind wohl heute machen?
Menschenfeind? Wie schräg muss man denken, um Karl Kraus für einen Menschenfeind zu halten? Dazu fällt mir nichts ein. Sprachobsessiv? Das kann nur ein Journalist erfinden. Karl Kraus war Schönheit der Sprache verfallen. Er nahm sie beim Wort und „niemand ist wohl tiefer in den Zaubergarten der Sprache eingedrungen“, wie Alfred Polgar ausführte. Er wollte sie retten vor dem Gebrauch, dem Verbrauch und vor der dauerhaften Entwertung als Phrase. Dass ihm dies nicht gelungen ist, weist nolens-volens die nassforsche Lässigkeit des obigen Artikels posthum nach. Aber gerade dank Karl Kraus kann man noch heute dem Geheimnis der Sprache nachspüren, an dessen Ursprung er den Beginn der Kunst vermutete und an welchem es für ihn kein Plagiat gab.
Durch seine entlarvenden Beobachtungen in den Zeitungen würde ein Programmdirektor von, sagen wir, 3sat auf ihn aufmerksam. Dann bekäme Kraus eine nächtliche Monologsendung (und weil der frühere Kraus neuen Medien gegenüber aufgeschlossen war, auch noch einen Videoblog), in der er die Sprache von Journalisten, Ministern, Fußballkommentatoren, Künstlern und Dax-Vorständen sezieren würde – bis er die Wahrheit herausoperiert hätte.
Da liegt ein Irrtum vor. Die Wahrheit kann nur herausoperiert werden, wenn sie vorher drin war. In der Sprache der Aufgelisteten suchte er vermutlich vergeblich. Wenn Karl Kraus heute lebte, sähe er alle seine Voraussagen bestätigt. Ich wünschte mir, er widmete sich der Dichtung und schriebe vollendete Sonette, etwa wie das für Sidonie von Nadherny (Du bist so sonderbar in eins gefügt… Liegt in „Das Rote Heft“ vor)
09. September 2011 | Kategorie: Sprache, Versuch
Werdegang des Schreibenden: Im Anfang ist mans ungewohnt und es geht deshalb wie geschmiert. Aber dann wirds schwerer und immer schwerer, und wenn man erst in die Übung kommt, dann wird man mit manch einem Satz nicht fertig.
Die Nutzanwendung der Lehre, die die Sprache wie das Sprechen betrifft, könnte niemals sein, dass der, der sprechen lernt, auch die Sprache lerne, wohl aber, dass er sich der Erfassung der Wortgestalt nähere und damit der Sphäre, die jenseits des greifbar Nutzhaften ergiebig ist.
K a r l K r a u s
Der Versuch. Von W.K. Nordenham
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DIE FACKEL Nr. 404 5. DEZEMBER 1914 XVI. JAHR . Von Karl Kraus.
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In dieser großen Zeit
die ich noch gekannt habe, wie sie so klein war; die wieder klein werden wird, wenn ihr dazu noch Zeit bleibt; und die wir, weil im Bereich organischen Wachstums derlei Verwandlung nicht möglich ist, lieber als eine dicke Zeit und wahrlich auch schwere Zeit ansprechen wollen; in dieser Zeit, in der eben das geschieht, was man sich nicht vorstellen konnte, und in der geschehen muss, was man sich nicht mehr vorstellen kann, und könnte man es, es geschähe nicht —; in dieser ernsten Zeit, die sich zu Tode gelacht hat vor der Möglichkeit, dass sie ernst werden könnte; von ihrer Tragik überrascht, nach Zerstreuung langt, und sich selbst auf frischer Tat ertappend, nach Worten sucht; in dieser lauten Zeit, die da dröhnt von der schauerlichen Symphonie der Taten, die Berichte hervorbringen, und der Berichte, welche Taten verschulden: in dieser da mögen Sie von mir kein eigenes Wort erwarten. Keines außer diesem, das eben noch Schweigen vor Missdeutung bewahrt. Zu tief sitzt mir die Ehrfurcht vor der Unabänderlichkeit, Subordination der Sprache vor dem Unglück. In den Reichen der Phantasiearmut, wo der Mensch an seelischer Hungersnot stirbt, ohne den seelischen Hunger zu spüren, wo Federn in Blut tauchen und Schwerter in Tinte, muss das, was nicht gedacht wird, getan werden, aber ist das, was nur gedacht wird, unaussprechlich. Erwarten Sie von mir kein eigenes Wort. Weder vermöchte ich ein neues zu sagen; denn im Zimmer, wo einer schreibt, ist der Lärm so groß, und ob er von Tieren kommt, von Kindern oder nur von Mörsern, man soll es jetzt nicht entscheiden. Wer Taten zuspricht, schändet Wort und Tat und ist zweimal verächtlich. Der Beruf dazu ist nicht ausgestorben. Die jetzt nichts zu sagen haben, weil die Tat das Wort hat, sprechen weiter. Wer etwas zu sagen hat, trete vor und schweige! ( Beginn der ersten Vorlesung im Kriege vom 19.11. 1914, veröffentlicht am 5.12.1914 in „Die Fackel“ )
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So sprach Karl Kraus zum Ausbruch des 1. Weltkrieges im Jahre 1914, der ersten als groß wahrgenommenen Apokalypse, der zweiten Walpurgisnacht. Wie aktuell klingen seine Worte! Nach unzähligen weiteren großen und kleinen Apokalypsen an allen Ecken und Enden der Erde, mit weitaus mehr Toten als in beiden Weltkriegen zusammen, angesichts der Tatsache, dass es überall und immer genug Waffen für Hungerleider gibt, die mit diesen die Auspressung ihrer Mitmenschen planen, durch deren Elend oder Tod sodann die Bezahlung der Mordinstrumente erfolgen muss, deren Enderlös eine Bank irgendwo auf der Welt als Gewinn für wen auch immer verbucht, angesichts dieser Tatsache muss laut geschwiegen werden. Haben Krieg und Vernichtung von Menschen aufgehört? Hat der heutige Leser an Karl Kraus Beurteilung Wesentliches zu ändern? Allenfalls eines, dass wir uns heute das, was noch gestern unmöglich schien, zehn Jahre nach dem 11.9.2001 vorstellen können, weil es gerade wieder in Afghanistan, Irak, Somalia, in Syrien oder im Sudan und vor unserer Haustür geschieht, zu welchem verlogenen Zweck auch immer.
Der Zweck heiligt die Mittel nicht, der Sinn heiligt sie. Einhundertund- siebenunddreißig Jahre nach Karl Kraus´ Geburt und fünfundsiebzig Jahre nach seinem Tod erneut ein Rotes Heft zu beginnen, erscheint so unmöglich wie notwendig. Die Unmöglichkeit ist beglaubigt durch das Vorbild Karl Kraus. Die Notwendigkeit dazu ersteht täglich neu aus der Wahrnehmung einer Zivilisation, die alle Erwartungen in ihr vollständiges Versagen erfüllt. Von Menschlichkeit führt der Weg über Humanität auf gerader Linie zur reinen Publizität. Öffentlich sei der Mensch, mediengläubig und manipulierbar. Je unüberschaubarer die Masse sinnentleerter Daten, je undurchdringlicher das Labyrinth von Information und Desinformation, desto sicherer verfällt der hominide Nachrichtenmüllschlucker dem Rattenfänger, welcher in Euro und Cent, an Hand von Umsätzen, Auflagen und Einschaltprozenten, den Gewinn misst, der mit der Zeit, dem Leben und Blut immer der anderen erlöst wird. Der Mensch und das Wort werden benutzt, wo sie gebraucht würden, und das Benutzen hinterlässt die Fingerabdrücke ungezählter Medienwichte, die mit Wortnebel einhüllen, mit Sensationsbildern nichts wirklich zeigen und mit Schlagzeilen erschlagen. Im Bedeutungsrausch torkelnde Talker sondern Vacuumsätze ab und lassen in der Medienwelt herumgöbeln, dass man mit dem Entsorgen nicht nachkommt. Sie wähnen sich witzig, aber es ist nur der Wahnwitz. Grundsätzlich Kritisches, ein wahrhaftes Infragestellen, welches nachhaltige Folgen schlimmstenfalls ins Sinnhafte haben könnte, findet schon deshalb nicht statt, weil es die Abschaffung der meisten Medienformate nach sich ziehen müsste. Der gelegentlich gehobene Alibizeigefinger landet zuverlässig, weil ohne Rat und Richtung, als Geste für das, was sein sollte, aber nicht sein darf oder kann, zielsicher und verlegen, bestenfalls im Nasenloch. Das soll diese Seite, seit 10 Jahren geplant, als Versuch ändern, wohl wissend, dass es nichts nützen wird. Denn im Zeitalter des Internet stellt sich durch dieses eine Vervielfältigung des Gemeinen ein, der nolens-volens nur in ihm begegnet werden kann. Ich bin mir bei aller Bemühung schmerzlich bewusst,dass ich aus der Not eine Tugend mache, und obwohl ich mich auch tugendhaft glaube,was den Sinn angeht, handele ich doch insofern aus Not, weil meine Mittel zu reinem Umgang mit der Sprache nicht ausreichen, um Karl Kraus Genüge zu tun. Daher wird es vorkommen, dass die Form den Inhalt mehr bestimmt als sie ihm diente und sie nicht sie zusammengehören „wie Seele und Leib“.
Wenn Wörter ihre Bedeutung verlieren, dann verlieren die Menschen ihre Freiheit, sagt Konfuzius. Angesichts einer vielstelligen Anzahl von Fernsehsendern und ungezählten bunten Blättern darf der Verlust der Freiheit für die Mehrzahl der Konsumenten bei maximaler Freizügigkeit als eingetretenes Phänomen betrachtet werden. Der Konsument ist längst zum Kon-Sumo mutiert, ein Vielfraß in jeder Beziehung. Wird dem Konsumenten noch eine scheinbare Wahl gelassen, greift der multimedial gleichgeschaltete Konsumo willig nach allem, was man ihm hinhält. Mit programmatisch eingetretenem Schädel lauscht er dem Singsang der Worthülsen, der schon deshalb keine Sphärenmusik sein kann, weil ihn jeder hört und zwar ununterbrochen und überall. Eine Unterhaltungsindustrie, deren Zweck vor allem darin besteht, den Unterhalt der Eigner und weniger Nutznießer zu erhalten, martert selbst noch die dümmste Phrase zu Tode und opfert ohne Skrupel für eine “traumhafte” Einschaltquote den Anspruch auf jeden messbaren Intelligenzquotienten. Die Massenakzeptanz mutiert zur Qualitätsgarantie, so als wollte man Toilettenpapier zum bedeutendsten Papiererzeugnis erklären. Mit einer Boulevardzeitung in der Hand wird der Vergleich zwar plausibel, aber man zieht das Toilettenpapier vor. Das Ergebnis für den Konsumo debilis ist nicht traumhaft sondern traumatisch. Das Wort aber gehörte in keinen Verfügungsraum. Es müsste freundlich mit ihm umgegangen werden, und Freunde benutzt man nicht. Fehlte uns die Sprache, verflachten wir seelisch wie weiland ein Kaspar Hauser, ohne aber dessen Empfindsamkeit bewahrt zu haben. Wer die Freude zum Jauchzen bringt, erlebt im Worte das Vergnügen, ebenso wie der, welcher der Not, der Verzweiflung und Trauer sogar Freude abzugewinnen vermag, wie Hölderlin im Epigramm „Sophokles“:
Viele versuchten umsonst das Freudigste freudig zu sagen, Hier spricht endlich es mir, hier in der Trauer sich aus.
Und welche Kontemplation erlaubt eine Ruhe über den Gipfeln? Wer solches Gedicht für banal hält, überstellt es dem Journalismus, der nur dem Tag huldigt, während es doch jener Ewigkeit entliehen ist, der die Sprache entstammt.
Das Abgenutzteste, Geschundenste dieser Wörter heißt “Verantwortung”, dessen Bedeutung sich in das Gegenteil verkehrt hat. Ein Rotes Heft übernahm vor einhundertundzwölf Jahren die Verantwortung für Inhalt, Absicht und Folgen. Heutzugtage „tragen“ alle immer und überall Verantwortung, ohne sie im Ernstfall übernehmen zu wollen. Sie haben sie nicht, sie tragen ja nur. Aber wohin? Wo wird Verantwortung von den Trägern abgelegt und entsorgt? Auf die direkte Frage, wer sie habe, findet sich niemand, der sie vor kurzem noch pfaulich herumtrug. Sie trägt sich halt so dekorativ. Politiker tragen sie am überzeugendsten und besonders gern für alles, wofür man sie nicht direkt belangen kann, Firmenchefs für Entlassungen nach Rekordgewinn und zur Sicherung immer wieder der Arbeitsplätze, die mobilen Geschäftemacher vom unehrlichen Makler bis zum Waffenhändler tragen sie für das, was sonst eben ein “Anderer” machen würde, und letztendlich tragen sie mordbrennende Fanatiker im Namen einer beliebigen Ideologie, die mit der Idee nichts gemein hat als nur den Anfangsbuchstaben und die Gemeinheit. Ohne Publizität fände ein bedeutender Teil dieser Schandtaten nicht statt, weil sie für die Publizität begangen werden, welche die ephemeren Medien im ständigen Kreislauf herstellen und damit verursachen, worüber sie lediglich zu informieren vorgeben. Denn Angst vor Öffentlichkeit hindert eben jene nicht, die erst durch Öffentlichkeit zu ihrem jämmerlichen Leben erweckt werden, sei es für einen Monat, eine Woche oder nur für einen Tag. Die Prämissen der Umsatzintellektuellen verlangen den Rauch auch ohne Feuer. Die daraus resultierende Untergang des Geistigen wird von Boulevardpresse und Buntbildsendern als Possenspiel mit Kultstatus inszeniert. Jede Belanglosigkeit wird zur Schlagzeile aufgeblasen, mit der auf die sogenannten Konsumenten eingedroschen wird, bis die Schädeldecke allein zur Hohlraumversiegelung taugt. Dafür übernehmen Wirtschaft und Staat uneingeschränkt eine folgenlose Verantwortung; denn: Wer schränkte sie ein? Der mündliche, also laute Bürger bestenfalls, der demonstrativ die Freiheit einfordert, die ein Grundgesetz verspricht, welchem aus Staatsraison bei Bedarf der Gummiknüppel zugeordnet wird. Ob sich die Hüter der Ordnung dann noch als solche verstehen dürfen, wäre nicht die Frage, wenn – ja, wenn der Sinn die Mittel heiligte und nicht der Zweck.
Als sich der arbiter linguae Karl Kraus mit der Fackel aufmachte, um die Welt mit der Sprache zu erleuchten und der kollektiven Dummheit ein Licht aufzusetzen, war klar, dass es nicht darum gehen konnte die Welt zu verändern, sondern zu beschreiben, dass sie untergeht, wie Kjerkegard folgerte. Karl Kraus oft verzweifelte Trauer über den unausweichlich sich fortsetzenden freien Fall der Menschheit und seine kompromisslose Menschlichkeit sichern ihm bis dato den Status des glaubhaftesten Analytikers einer Zeit, die seine war und unsere ist. Er starb vor fünfundsiebzig Jahren und wird mit jedem Jahr lebendiger. Die hier vorliegende Internetseite hat die Absicht ein Forum für jene zu sein, denen die Flüchtigkeit so fern ist wie das Bleibende nah, mit jenem Rest an Hoffnung, der den Versuch rechtfertigt. Dabei werden vor allem etliche Texte aus “Die Fackel” erscheinen, welche durch die erneute Veröffentlichung ihre Aktualität nachweisen.
Sprache altert nicht. Die neue Rechtschreibung wird, soweit erkennbar nötig, übernommen. Fußnoten werden ggf. für zeitgenössische Leser hinzugefügt. Aber es werden auch andere Autoren zu Wort kommen, die über die Zeit sprechen, über sie Zeit hinausreichen oder sie beschreiben, wenn sie sich des Wortes annehmen. Karl Kraus korrigierte immer bis auf den letzten Beistrich. Das wird mir nicht fehlerfrei gelingen, weshalb Korrekturempfehlungen erwünscht sind und laufend vorgenommen werden. Das Wort soll beim Wort genommen werden. Ich wohne nicht als Epigone im alten Haus der Sprache, aber ich suche den Weg dorthin, auf welchen weit, weit vorn die Fackel aufleuchtet. Walter Benjamin fand nichts trostloser als Kraus`Adepten. Das muss ich auf mich nehmen. Es ist weder Ziel noch Absicht, zu schreiben wie Karl Kraus, sondern nach Karl Kraus, weil jeder mir gelungen erscheinende Satz immer noch meilenweit hinter seiner Vorgabe zurückbleiben muss. So kann ich nur versuchen, den seit seinem Tod täglich zunehmenden Leerraum in der Medienwelt durch das Echo seiner Zeilen, meiner Kommentare und hoffentlich bemerkenswerter Beiträge außerordentlicher Zeitgenossen, im Laufe der Zeit, wenn schon nicht kleiner, so doch bewusst zu machen. Aber einer musste anfangen, wenigstens das Pfand für das ungenießbare mediale Sprachleergut einzufordern. Der Name „Das Rote Heft“ formuliert zudem einen Anspruch, dem auch ein Besserer als ich nicht gewachsen wäre. Dem längst erhobenen Vorwurf von Leuten – die Karl Kraus aus Selbstschutz oder Hybris nie zu lesen wagten -, das sei eine Nummer zu groß für mich, kann ich gelassen begegnen: Mindestens Zwei! Deshalb werde ich die Fähigkeiten moderner Elektronik schamlos nutzen, um das Geschriebene zu überprüfen, zu korrigieren, zu ergänzen oder zu kürzen, damit ich vielleicht irgendwann so nahe an das Wort herankomme wie eben möglich.Vor der Unendlichkeit der Sprache wird an dieser Stelle von vornherein die Unzulänglichkeit sowohl vor ihr als auch vor Karl Kraus eingestanden. Beide bitte ich um Nachsicht.