29. Juni 2013 | Kategorie: Aus "Die Fackel", Notizen zur Zeit
War nicht ein gewisser Obama, Präsident und Friedensnobelpreisträger, der nach wie vor Chef von Guantanamo, der Herr über Drohnen- Schwadronen und NSA, kürzlich in Berlin?
Die Fackel . Nr. 1 WIEN, ANFANG APRIL 1899
Schwierigkeiten gibt es nur für den, der sie nicht überblickt. Der Mann, an dessen Intelligenz gemessen, die Konflikte unserer Politik klein erscheinen würden, ist aber noch nicht gefunden. Hat die individualistische Auffassung in der Geschichte Unrecht, die den historischen Verwicklungen nur die Aufgabe zuerkennt, die Persönlichkeit zu zeitigen, die ihrer Herr wird?
Von den übrigen aktuellen Nebendarstellern , etwa von Frau Schröder, Rösler, Bahr, de Maiziere und wie sie sonst heißen mögen, gar nicht zu reden, außer mit den folgenden Sätzen aus „Die Fackel“:
Die Fackel . Nr. 1 WIEN, ANFANG APRIL 1899
Die Verworrenheit unserer politischen Zustände hat einen großen Vorteil; sie erleichtert die Beurteilung der führenden Männer. Unter minder schwierigen Umständen konnte sich ein Minister jahrelang der Feststellung seines Wertes entziehen. Selbst der Geschichte fehlen die Anhaltspunkte zur Beurteilung einzelner Staatsmänner. Aber dieses historische Dämmerlicht ist vorüber. Heute ist die Beleuchtung so grell, dass man die Umrisse politischer Unfähigkeit weithin erkennt. Unsere Zeit richtet jeden Minister binnen ein paar Tagen — standrechtlich. Auch auf die Abstufungen der Mittelmäßigkeit lässt sie sich nicht mehr ein.
17. Juni 2013 | Kategorie: Artikel, Richard Schuberth, Sozialismus
Richard Alexander Schuberth ist Schriftsteller – unter anderem – und lebt in Wien. Die Lektüre seiner Schriften sei dem empfohlen, der den Kopf nicht nur als Huthalter oder Frisierobjekt missbraucht. Der Text, dem weitere folgen werden, wird hier mit seiner ausdrücklichen Genehmigung abgedruckt. Er entstammt dem Buch
Richard Schuberth 30 Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus
238 S. , EUR 24,-
Broschur mit Fadenheftung
ISBN 978-3-85132-531-7, 2008
Karl Kraus der Sozialismus III: Rosa Luxemburg
Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus (und Rosa Luxemburg), Teil 19
„Ich bin unzufrieden mit der Art, wie man in der Partei meistens die Artikel schreibt. Es ist alles so konventionell, so hölzern, so schablonenhaft. Das Wort eines Börne klingt jetzt wie aus einer anderen Welt. Ich weiß – die Welt ist ja eine andere und andere Zeiten wollen andere Lieder haben. Aber eben ‚Lieder’, unser Geschreibsel ist ja meistens kein Lied, sondern ein farbloses und klangloses Gesurr, wie der Ton eines Maschinenrades. Ich glaube, die Ursache liegt darin, dass die Leute beim Schreiben meistenteils vergessen, in sich tiefer zu greifen und die ganze Wichtigkeit und Wahrheit des Geschriebenen zu empfinden. Ich glaube, dass man jedes Mal, jeden Tag bei jedem Artikel wieder die Sache durchleben, durchfühlen muss, dann würden sich auch frische, vom Herzen und zum Herzen gehende Worte für die alte, bekannte Sache finden.“
Rosa Luxemburg in einem Brief an Robert Seidel
Die beiden kannten einander nicht persönlich. Sie warf von Zeit zu Zeit ein paar neugierige Blicke in sein Schaffen, nicht ohne das Gefühl der Überlegenheit eines marxistisch geschulten Geists gegenüber einer bürgerlichen Bürgerkritik, aber auch nicht ohne tiefen Respekt vor seiner menschlichen und sprachlichen Größe. Er indes erschauderte vor der menschlichen und sprachlichen Größe ihres marxistisch geschulten Geistes, nachdem er per Zufall, ein Jahr nach ihrem Tode, einen ihrer Briefe fand.
Die Geschichte, die hier erzählt wird, soll als Liebesgeschichte erzählt werden – nicht weil sich Karl Kraus und Rosa Luxemburg wirklich geliebt haben, das war gar nicht nötig – sondern als Geschichte der Liebe zwischen geistigen Prinzipien, die die dingliche Welt durchdringen und sich von Zeit zu Zeit sprach- und denkmächtiger Menschen bedienen, um einander Liebesbotschaften zu schreiben.
Das Wort Sozialismus im Titel ist eine Irreführung. Ausnahmsweise soll dieses Mal weniger die Sphäre des Politischen behandelt werden, als jene persönliche und literarische, in der die Kommunistin Luxemburg und Kraus sich treffen, dem Politik, wie er bekannte, „bloß als Voraussetzung für ein Leben ohne sie beträchtlich“ war, was wiederum, wie sie ihn hätte lehren können, durchaus dem marxistischen Fernziel des „Absterbens des Staats“ entspräche.
Nicht unproblematisch ist das, besonders im Fall der kämpferischen Intellektuellen Luxemburg, deren privaten Briefe zu Ungunsten ihres theoretischen Werks die denkfaulen, aber gefühlsgierigen Rezipienten zum Kult um ihre Person verleiteten. Und es bestärkt die populäre Halbwahrheit, dass Kraus nie auf Theorie, sondern das Wirken von Tatmenschen vertraute, der Revolutionärin also, nicht der Revolution seine postume Wertschätzung galt, die sie sich dann sogar mit einem Dollfuß teilen musste, so wie sie sich schon Bismarck mit dessen sozialistischen Widersacher Wilhelm Liebknecht hatte teilen müssen.
Zu Recht fühlten die Theorien von den gesellschaftlichen Wirkkräften sich der idealistischen Überbewertung des Individuums überlegen, doch pochte stets in ihnen die Gefahr, in vorauseilendem Gehorsam die letzten unzerstörten Überreste tatsächlicher Persönlichkeit zu negieren. Sowohl Karl Kraus als auch Rosa Luxemburg hatten einen besonderen Riecher dafür, wenn unter dem Vorwand, dass das Sein das Bewusstsein zu bestimmen habe, jegliches Bewusstsein, welches aufs Sein hätte positiv zurückwirken können, erstickt wurde. Das Wissen um die soziale Determiniertheit der Person entlastet nicht von der Pflicht zur Persönlichkeit; die sich nicht etwa im charismatischen sozialistischen Führer zeigt, welcher in den Massen kaum andere Impulse entfesselt als der faschistische, sondern am Beispiel gelebter unkorrumpierbarer Individualität. Die Aparatschiks von einst wünschten einer solchen den Tod, die Intellektuellen von heute erklären diesen, aber nur, um sich die entspannte Gleichzeitigkeit von Kulturpessimismus, Spaß am Kitsch und einem gut bezahlten Posten in der Kulturindustrie oder anderswo nicht madig machen zu lassen.
Wie mit der Dialektik der Persönlichkeit, so verhält es sich mit jener von Humanität und Naturbeziehung. So überlegen sich rational reflektierende Gesellschaftskritik einer bloß moralischen zeigte, so sehr fiel jene hinter diese zurück – und kalter Zweckrationalität in die Hände, sobald sie sich ihres ethischen Fundaments enthob. Denn die berechtigte Kritik der Heulsusen wird nur zu oft von den Gefühlsarmen zur Denunziation der letzten Emotionsstarken benutzt. Desgleichen die begrüßenswerte Entlarvung von zivilisationsfeindlichem Ökologismus und eskapistischem Naturkitsch sich allzu leicht der Verdinglichung von Natur, auch der menschlichen unterwirft. Und Ergriffenheit etwa, die ein Sonnenuntergang auslöst, mit der Ergriffenheit, die ein Ölbild davon auslöst, gerne von jenen verwechselt wird, welche gar nichts mehr ergreift. Sentimentalität ist eine verdächtige Gefühlslage, doch das coole Prahlen mit Unsentimentalität um nichts besser, weil bloß das sich erfahrener dünkende Diapositiv dieser.
Zu ihrer Zeit gelang einzig Luxemburg und Kraus ein dialektisches Fortschreiten aus besagten Widersprüchen, weil sich beide nicht nur die rationalste und kaltschnäuzigste Kritik bürgerlicher Ideologie leisten konnten, ohne auf zartfühlende Humanität und Naturliebe zu verzichten, sondern sich das auch von niemandem als Widerspruch aufschwatzen ließen.
Rosa Luxemburg hatte es da als Frau besonders schwer. Zu schnell legte man ihre Emotionalität als die Rebellion ihrer femininen Seite gegen die angebliche Männlichkeit ihrer theoretischen und agitatorischen Arbeit aus. Nichts ist unsinniger! Gerade jenes Zartgefühl, das ihre Gefängnisbriefe beseelt, zeigt sich stets als Ausdruck von Selbstbewusstsein und Stärke. Auch hier trifft sie sich mit Kraus, der nie auf die Idee gekommen wäre, seine Empathie für Menschen und Dinge als seine Anima, seine weibliche Seite, wahrzunehmen. „Ein ganzer Kerl“ zu sein, dürfte für beide eine geschlechtsneutrale Forderung gewesen sein. Einer Anekdote zufolge soll Rosa Luxemburg beim Lunch mit August Bebel und Karl Kautsky sich und Clara Zetkin als die letzten Männer der deutschen Sozialdemokratie bezeichnet haben.
… entehrt, im Blute watend – so steht die bürgerliche Gesellschaft da
Mannigfaltig sind die Parallelen zwischen Kraus und Luxemburg. Beide wuchsen als deutsprachige Juden in slawischer Umgebung auf, er in Österreichisch-Böhmen, sie in Russisch-Polen. Beide erlebten früh die beginnende Nationalisierung der Bevölkerungen. Und beide glichen sie sich in sprachlichem Duktus, Ironie sowie ihrer begründeten Überheblichkeit. Sie hinkte von klein auf, er litt unter einer Rückgratverkrümmung. Dafür, dass er kaum Marx gelesen haben dürfte, verblüfft sein dialektischer Denkstil, dafür, dass sie Marxistin war, verblüfft ihre Schöngeistigkeit. Die Lösung findet sich in beider geistigen Wurzeln in der ersten bürgerlichen Moderne, der Aufklärung, als Ratio und Empfindung, Naturverehrung und Fortschrittsglaube noch ein Programm waren. Wie sehr hätte ihn aber beeindruckt, dass auch sie Goethe dem politischeren Schiller, Börne dem rebellischen Heine den Vorzug gab. Rosa Luxemburg lobte Kraus’ frühen sozialkritischen „Fackel“-Artikel, wovon er freilich nichts wusste. Eine erstaunliche Verbindung stellt sich auch durch ihre Einschätzung des seinerzeit als kritisches Gewissen Deutschlands gefeierten Publizisten Maximilian Harden her. Immerhin hatte Harden 1899 dem jungen Kraus den beinahe marxistischen Rat gegeben, sich in seiner Kritik mehr mit den ökonomischen Verhältnissen als korrupten Einzelpersonen und der Presse zu beschäftigen. Den gleichen Rat sowie eine präzise Polemik gegen Hardens Bildungshuberei, wie sie später Hauptbestandteil seiner eigenen Harden-Kritik werden sollte, hätte Kraus von R. Luxemburg bereits 1905 bekommen können, als er und Harden noch Freunde waren. Darin mokierte sie sich, wie dieser mit der Kenntnis der Völker des Zarenreichs prahlt („aus dem Brockhaus abgeschrieben“), um schließlich deren Demokratieunfähigkeit zu behaupten. „Es ist eigentlich recht merkwürdig, dass von der Höhe oder vielmehr von der Tiefe der bürgerlichen Dekadenz aus jeder Literatenbengel, an dem kein heiler Faden ist, sich berufen fühlt, über die Reife oder Unreife ganzer Völker letztinstanzliche Urteile zu fällen.“
Rosa Luxemburgs Kritik von Bürokratismus und Philistertum, speziell innerhalb der Sozialdemokratie, hätten Karl Kraus’ ungeteilte Zustimmung gefunden, ebenso ihr Engagement für den Arbeiteraktionismus, vor allem aber ihr unerbittlicher Antinationalismus und Pazifismus, der ihren Bruch mit der SPD besiegelte.
Das Erlebnis des Weltkriegs synchronisierte letztlich beider Auffassung und Sprachgewalt. Folgende Worte der Revolutionärin hätten ebenso von Kraus stammen können: „Geschändet, entehrt, im Blute watend, vor Schmutz triefend – so steht die bürgerliche Gesellschaft da, so ist sie. Nicht wenn sie, geleckt und sittsam, Kultur, Philosophie und Ethik, Ordnung, Frieden und Rechtsstaat mimt – als reißende Bestie, als Hexensabbat der Anarchie, als Pesthauch für Kultur und Menschheit, so zeigt sie sich in ihrer wahren, nackten Gestalt.“ Nach Kriegsende gründete Rosa Luxemburg gemeinsam mit Karl Liebknecht in Berlin den Spartakusbund, den Vorläufer der KPD. Jänner 1919 wurde sie von rechten Milizen gelyncht.
Brief einer Unsentimentalen
Ein Jahr nach ihrer Ermordung entdeckt Kraus in der „Arbeiter-Zeitung“ einen Brief, den R. Luxemburg aus dem Gefängnis an Sonja Liebknecht geschrieben hat. Sofort druckt er ihn in der „Fackel“ ab mit den Geleitworten: „Schmach und Schande jeder Republik, die dieses im deutschen Sprachgebrauch einzigartige Dokument von Menschlichkeit und Dichtung nicht (…) zwischen Goethe und Claudius in ihre Schulbücher aufnimmt und nicht zum Grausen vor der Menschheit dieser Zeit der ihr entwachsenden Jugend mitteilt, dass der Leib, der solch eine hohe Seele umschlossen hat, von Gewehrkolben erschlagen wurde.“ Und nahm diesen als einen der wenigen zeitgenössischen Texte – zwischen Goethe und Claudius – in sein Lesetheater auf. In ihrem Brief beschreibt sie ein Erlebnis im Gefängnishof, wie ein zum „Kriegsdienst“ requirierter Büffel von einem Soldaten mit einem Stock malträtiert wird. Der Text ist neben seiner hohen dichterischen Qualität weit mehr als ein rührendes Dokument „weiblichen“ Mitgefühls mit dem erniedrigten „Tierbruder“, es enthüllt in lyrischem Ton die Ideologie von Naturunterdrückung, der Knechtung menschlicher wie nichtmenschlicher Natur. „Mit bösem Lächeln“ antwortet der Soldat der Aufseherin, die ihn zur Rede stellt: „Mit uns Menschen hat auch niemand Mitleid.“ – Eine Fackel-Abonnentin, eine Innsbrucker Aristokratin, reagiert auf diesen Text mit ihrem anonymen „Brief einer Unsentimentalen“, in der sie ihre Verachtung gegenüber der „Volksaufwieglerin“, die besser „Wärterin in einem zoologischen Garten“ hätte werden sollen – „dann hätte sie gewiss keine Bekanntschaft mit Gewehrkolben gemacht“ – mit ihrem Spott über Luxemburgs Sorge um ein stumpfsinniges Nutztier verknüpft. Als ehemalige Gutsbesitzerin in Südungarn wüsste sie, dass die Viecher keine andere Sprache verstünden als Schläge …
Der Ekel, den dieser sich ihm anbiedernde Brief in Kraus hervorruft, eruptiert in einem dermaßen wuchtigen Einklang von Wut, stilistischer Brillanz und Gedankendichte, der „stärksten bürgerlichen Nachkriegsprosa“, als welche Walter Benjamin sie erkannte, dass Einzelzitate daraus eine Beleidigung der Gesamtkomposition darstellten. Es ist so, als würde Kraus dem Soldaten den Stock aus der Hand reißen und sowohl den Stier als auch die Revolutionärin an dieser „Megäre“, dieser „Bestie“, wie er sie nennt, und mit ihr an ihresgleichen und ihresgleichen Gesinnung rächen, und jeder Stockhieb lässt statt Blut Erkenntnis spritzen. Mit der dialektischen Progression des Gefängnisbriefs, dem der „Unsentimentalen“ und des Satirikers Antwort darauf, nehmen Luxemburg und Kraus – sie positiv, er negativ – die Verschränkung von Unmenschlichkeit und pragmatischer Rationalität in die Zange, und geben Lehrbeispiele für den Gleichklang von Ethos, Stil und Denken, die eigentlichen Protagonisten dieser Liebesgeschichte. Kraus’ Antwort auf die Unsentimentale markiert den endgültigen Bruch mit den Illusionen der Vorkriegszeit, zugleich seinen letzten großen Reifesprung. Und es war zweifellos Rosa Luxemburg, die ihm dazu verhalf.
Die lehrreichste und bezauberndste Analogie zwischen den beiden aber ist die Selbstverständlichkeit, mit dem in ihrer Wesen und Denken Natur mit Vernunft versöhnt ist. Das ästhetische Naturerlebnis war für sie, deren Negativität sich Utopismus verbat, der lebenslange Geheimpfad zurück in die Unbeschwertheit der Kindestage. Karl Kraus’ Erinnerungen werden wiederholt von Schmetterlingen umflattert. „Als ich zehn Jahre alt war, verkehrte ich auf den Wiesen von Weidlingau ausschließlich mit Admiralen. Ich kann sagen, dass es der stolzeste Umgang meines Lebens war. Auch Trauermantel, Tapfauenauge und Zitronenfalter machten einem das junge Leben farbig.“ Und traurig, doch zielsicher resümiert er: „Mit Fliegenprackern schlägt die Menschheit nach den Schmetterlingen. Wischt sich den farbigen Staub von den Fingern. Denn sie müssen rein sein, um Druckerschwärze anzurühren.“ Was die Schmetterlinge Karl Kraus bedeuteten, das waren für Rosa Luxemburg die Singvögel.
In einem Brief an eine Freundin verordnete sie: „Auf meiner Grabtafel dürfen nur zwei Silben stehen. Zwi-zwi. Das ist nämlich der Ruf der Kohlmeisen, die ich so gut nachmache, dass sie sofort herlaufen.“
——————————————————
Karl Kraus antwortet der unsensiblen Gräfin unter anderem mit dem überzeugendsten Argument für eine starke linke Kraft, das je in solcher Prägnanz formuliert wurde, zur Mahnung an alle saturierten Konservativwähler, Sesselsitzer und Finanzjongleure :
Was ich meine, ist — und da will ich einmal mit dieser entmenschten Brut von Guts- und Blutsbesitzern und deren Anhang, da will ich mit ihnen, weil sie ja nicht deutsch verstehen und aus meinen »Widersprüchen« auf meine wahre Ansicht nicht schließen können, einmal deutsch reden, nämlich weil ich den Weltkrieg für eine unmissdeutbare Tatsache halte und die Zeit, die das Menschenleben auf einen Dreckhaufen reduziert hat, für eine unerbittliche Scheidewand — was ich meine, ist: Der Kommunismus als Realität ist nur das Widerspiel ihrer eigenen lebensschänderischen Ideologie, immerhin von Gnaden eines reineren ideellen Ursprungs, ein vertracktes Gegenmittel zum reineren ideellen Zweck — der Teufel hole seine Praxis, aber Gott erhalte ihn uns als konstante Drohung über den Häuptern jener, so da Güter besitzen und alle andern zu deren Bewahrung und mit dem Trost, dass das Leben der Güter höchstes nicht sei, an die Fronten des Hungers und der vaterländischen Ehre treiben möchten. Gott erhalte ihn uns, damit dieses Gesindel, das schon nicht mehr ein und aus weiß vor Frechheit, nicht noch frecher werde, d a m i t d i e G e s e l l s c h a f t d e r a u s s c h l i e ß l i c h G e n u s s – b e r e c h t i g t e n , d i e d a g l a u b t , d a s s d i e i h r b o t – m ä ß i g e M e n s c h h e i t g e n u g d e r L i e b e h a b e , w e n n s i e v o n i h n e n d i e S y p h i l i s b e k o m m t , w e n i g s t e n s d o c h a u c h m i t e i n e m A l p d r u c k z u B e t t e g e h e ! D a m i t i h n e n w e n i g s t e n s d i e L u s t v e r g e h e , i h r e n O p f e r n M o r a l z u p r e d i g e n, u n d d e r H u m o r , ü b e r s i e W i t z e z u m a c h e n !
Siehe auch unter : Rosa Luxemburg