Die Fackel Nr. 1 Wien, Anfang April 1899 . Von Karl Kraus
29. Juni 2013 | Kategorie: Aus "Die Fackel", Notizen zur ZeitWar nicht ein gewisser Obama, Präsident und Friedensnobelpreisträger, der nach wie vor Chef von Guantanamo, der Herr über Drohnen- Schwadronen und NSA, kürzlich in Berlin?
Die Fackel . Nr. 1 WIEN, ANFANG APRIL 1899
Schwierigkeiten gibt es nur für den, der sie nicht überblickt. Der Mann, an dessen Intelligenz gemessen, die Konflikte unserer Politik klein erscheinen würden, ist aber noch nicht gefunden. Hat die individualistische Auffassung in der Geschichte Unrecht, die den historischen Verwicklungen nur die Aufgabe zuerkennt, die Persönlichkeit zu zeitigen, die ihrer Herr wird?
Von den übrigen aktuellen Nebendarstellern , etwa von Frau Schröder, Rösler, Bahr, de Maiziere und wie sie sonst heißen mögen, gar nicht zu reden, außer mit den folgenden Sätzen aus „Die Fackel“:
Die Fackel . Nr. 1 WIEN, ANFANG APRIL 1899
Die Verworrenheit unserer politischen Zustände hat einen großen Vorteil; sie erleichtert die Beurteilung der führenden Männer. Unter minder schwierigen Umständen konnte sich ein Minister jahrelang der Feststellung seines Wertes entziehen. Selbst der Geschichte fehlen die Anhaltspunkte zur Beurteilung einzelner Staatsmänner. Aber dieses historische Dämmerlicht ist vorüber. Heute ist die Beleuchtung so grell, dass man die Umrisse politischer Unfähigkeit weithin erkennt. Unsere Zeit richtet jeden Minister binnen ein paar Tagen — standrechtlich. Auch auf die Abstufungen der Mittelmäßigkeit lässt sie sich nicht mehr ein.