Sein oder Design ist nicht mehr Frage, sondern schon Antwort. So schafft die entstellteste Menschheit das höchste Bruttosozialprodukt.

Karl Kraus und der Journalismus. Von Richard Schuberth

27. Mai 2012 | Kategorie: Artikel, Journalisten, Richard Schuberth

Richard Alexander Schuberth ist Schriftsteller – unter anderem –  und lebt in Wien. Die Lektüre seiner Schriften sei dem empfohlen, der den Kopf nicht nur als Huthalter oder Frisierobjekt missbraucht. Der  Text, dem weitere folgen werden, wird hier mit seiner ausdrücklichen Genehmigung abgedruckt. Er entstammt dem Buch

Richard Schuberth                                                                                      30 Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus

238 S. , EUR 24,-
Broschur mit Fadenheftung
ISBN 978-3-85132-531-7, 2008

Was ich will, ist, dass die Presse aufhöre zu sein – Kraus und der Journalismus.Von Richard Schuberth

Du brauchst nicht mehr zu wissen noch zu denken,

Ein Tagblatt denkt für dich nach deiner Wahl.

Die Weisheit statt zu kaufen steht zu schenken,

Zu kaufen brauchst du nichts als das Journal.

Franz Grillparzer (aus „Dem internationalen Preßkongreß“)

Auf dem Höhepunkt des bürgerlichen Zeitalters, in der Periode zwischen 1848 und 1914, profiliert sich die Zeitung als Medium der Emanzipation und Bildung. Feuilletonisten und Leitartikler machen den seit der Aufklärung heroisierten Dichtern und Denkern Konkurrenz. Besonders die Ästhetizisten als Künder des ewig Wahren und Schönen wehren sich gegen die Anmaßungen des täglich neu gedruckten und weggeworfenen Worts. Hugo von Hofmannsthal      z. B. gefällt es gar nicht, dass auf den „elendsten Zeilenschreiber etwas vom Glanz der Dichterschaft abfällt“. Dem hätte Karl Kraus wohl zugestimmt – und von Hofmannsthal und seinesgleichen gleich den Glanz mit runterpoliert.

Dass Karl Kraus in der „Journaille“, wie er das journalistische Gewerbe nannte, seinen Hauptfeind bekämpfte, ist beinahe eine Untertreibung. Mehr noch war die 1899 gegründete „Fackel“ die unversöhnliche Antithese zur Presse schlechthin, in ihrem Titel schon leuchtet die Doppelbedeutung von Erhellung und Brandlegung auf, jener „Productivkraft schöpferischer Zerstörarbeit“, deren deklariertes Ziel die „Trockenlegung des weiten Phrasensumpfes“ war.

Karl Kraus kannte die Produktionsbedingungen des bürgerlichen Journalismus gut genug, schrieb er doch seit 1892 selbst für die damals wichtigste meinungsbildende Kraft Mitteleuropas, die „Neue Freie Presse“ sowie in der Wochenschrift „Die Wage“. Als das Gerücht, der begabte junge Autor wolle eine eigene Zeitschrift gründen, auch in die Redaktion der „Neuen Freien Presse“ drang, wollte die ihn als Redakteur an sich binden. Karl Kraus’ Selbstbewusstsein war indessen stark genug für die Gewissheit, dass er nicht reif für die „NFP“ sei, sondern diese reif für ihn. Er gründete 1899 die „Fackel“ und formulierte bereits in der Nullnummer sein Programm: „… kein tönendes ‚Was wir bringen’, aber ein ehrliches ‚Was wir umbringen’ hat sie sich als Leitwort gewählt.

… beim Morgenkaffee plötzlich Daliegendes

Kraus’ Kampf gegen den Journalismus ist ein vielschichtiges Unternehmen und es bedarf profunden Studiums, bis sich einem die disparaten Elemente seiner Kritik als schlüssiges Ganzes offenbaren. Seine Pressekritik beherbergt sprach- und moralkritische, politische, ökonomische und medienphilosophische Aspekte. Diese aber sind so klug ineinander verzahnt, dass jeder Versuch ihrer analytischen Trennung von ihrem Verständnis wegführte. Hier nur der Anflug eines Versuchs, Eckpunkte eines Lebenswerkes zu skizzieren.

Der Sprachverfall ist zugleich Ursache, Folge und Symptom all dessen, was Kraus verabscheut und apokalyptisch überhöht, die Presse sein Brennglas.

Zunächst ist Kraus nur daran gelegen, den Schuster bei seinem Leisten bleiben zu lassen. Als sachlicher Informationsdienst ist ihm die Zeitung durchaus willkommen, eine knappe unprätentiöse Sprache sogar literarisch inspirierend. Störend wird der Journalismus erst, wenn er sich mit dem Anspruch von Objektivität und – schlimmer noch – als Meinungsbildner zwischen den denkenden Menschen und die Wirklichkeit stellt, und ihm die Möglichkeit autonomer Reflexion durch die Fütterung mit dem selbstgerechten Meinungsbrei des Leitartikels abnimmt.

Mit selten einfühlsamer Pädagogik fordert Kraus den Leser zur Mündigkeit auf: „Freundlicher Leser! Der du noch immer die Zeitung für ein von geheimnisvoller Macht Erschaffenes, aus pythischem Munde Weisheit Kündendes, beim Morgenkaffee plötzlich Daliegendes hältst, der du vom Offenbarungsschauer dich angewehet und der Ewigkeit näher fühlst, wenn Löwy oder Müller im Wir-Ton leitartikeln …, werde misstrauisch, und einer von Druckerschwärze fast schon zerfressenen Kultur winkt die Errettung. Lasse den Zeitungsmenschen als Nachrichtenbringer und kommerziellen Vermittler sich ausleben, aber peitsche ihm den frechen Wahn aus, dass er … berufen sei, geistigen Werten die Sanction zu erteilen. Nimm das gedruckte nicht ehrfürchtig für baare Münze! Denn deine Heiligen haben zuvor für das gedruckte Wort baare Münze genommen.

Schon früh läutet Kraus eine Revolution in der Medienkritik ein. Beschränkte sich diese vor ihm zumeist auf Bildungsdünkel oder Entsetzen über die Verflachung der Sprache, so wirft Kraus sein satirisches Schlaglicht auf die politischen und ökonomischen Bedingungen der Wirklichkeitsproduktion. Und findet seinen Erzfeind nicht in den Pöbelblättern der Deutschnationalen, sondern im vorgeblich kleineren Übel, der liberalen, fortschrittlichen „Neuen Freien Presse“.

Den Schlüssel zur Heuchelei der interesselosen Meinungs- und Faktenfabrikation findet Kraus in den üppigen Inseratenteilen der Zeitungen. Sein Zeitgenosse, der Nationalökonom Karl Bücher definierte die moderne Zeitung als „Erwerbsunternehmen, das Annoncenraum als Ware verkauft, die nur durch einen redaktionellen Teil verkäuflich wird.“ Diese scharfsinnige Spitze mag heute nicht mehr stechen, so selbstverständlich ist die Verabsolutierung kapitalistischer Marktprinzipien geworden.

Auch der „Arbeiter Zeitung“, der er zwischen Wohlwollen und Distanz verbunden blieb, rechnete Kraus früh die Widersprüche zwischen Absicht und Tat auf:

Aufsehen erregt haben seinerzeit die Artikel der Arbeiter-Zeitung über die ‚Mordschiffe der Donau-Dampfschiffahrt-Gesellschaft’ durch die Kühnheit ihrer Sprache. Seit damals – Herbst 1898 – erscheinen statt der ‚Mordschiffe’ in kleinen Intervallen ‚Mordsinserate der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft’. (…) Die ‚Mordschiffe’ werden allerdings nicht angegriffen; sie sind zwei Jahre älter geworden.“ Und zeigte mit dieser Sentenz, wie brillant sich das als seicht verschriene satirische Mittel des Kalauers mit einer Sache gegen eine Sache rüsten ließ.

Kraus ging jedoch einen bedeutenden Schritt weiter und wurde nicht müde nachzuweisen, dass der redaktionelle Teil selbst geheimer Umschlagplatz der Warenform ist. Nicht nur dem heuchlerischen Nebeneinander von Geist und Kommerz gilt seine Kritik, sondern der schleichenden Kommerzialisierung des Geistes, die er am Sprachgebrauch diagnostiziert.

Die Presse als Bote, Partei und Ereignis

Damals wie heute wirkt Kraus’ Totalisierung des „Pressunwesens“, ihre Hypostase zur Hauptursache aller gesellschaftlichen Übel, als überspannt, gerade so, als hätte sich ein narzisstischer Kritiker eine freie Nische gefunden, deren Bedeutung er zur Überhöhung der eigenen überhöhen muss.

Wohl ist er sich bewusst, wo die Basis, wo der Überbau ist: „Ich habe die Presse nie als Ursache, sondern immer nur als Wirkung verklagt. (…) Ich weiß schon, dass die Nässe nicht am Regen schuld ist; aber sie informiert mich darüber, dass es regnet.“

Und doch bildet die Nässe Dunst, der aufsteigt, um zu neuen Regenwolken sich zu ballen. Im Frühjahr 1908 nennt der konservative Abgeordnete Gröber die anwesenden Journalisten im deutschen Reichstag „Saubengels“. Aus Protest stellen diese die Berichterstattung über den Reichstag ein, was die vorübergehende Einstellung der parlamentarischen Tätigkeit zur Folge hat. Kraus dazu in der „Fackel“: „Die Öffentlichkeit hat wieder einmal dazugelernt und weiß jetzt, dass die Weltgeschichte aufhören muss, wenn sich’s die Staatsmänner mit den Stenographen verderben.“

Bei Kraus’ Fehde mit der Presse verhält es sich wie bei den anderen Feldern seiner Kritik. Ganz dem Grundsatz gemäß, dass nur die Übertreibung der Realität gerecht wird, lässt ihn sein kritischer Geist, gerade dort, wo er am verschrobensten wirkt und durch keine Sache mehr gedeckt scheint, Mauern vor der Wahrnehmung einreißen, wofür die damalige Wissenschaft und Gesellschaftskritik der Methoden entbehrte. Als erster Mensch der Geschichte formuliert er Zusammenhänge, welche zum wesentlichen Topos der Medien- und Kulturkritik des 20. Jahrhunderts avancieren würden, ohne dass die es ihm je gedankt hätten. Karl Kraus kommt dem Prinzip der Substitution der Wirklichkeit durch die Medien auf die Schliche.

Seinen Zeitgenossen evident wird diese Macht spätestens durch die Rolle der Presse im I. Weltkrieg: Längst nicht mehr ist sie Vollzugsorgan politischer Macht, sondern lenkt die Ereignisse selbst kraft ihrer Deutungshegemonie.

Schon 1909, als ein gewisser Minister Aerenthal der bereits damals kriegsbegeisterten „NFP“ durch den Historiker Friedjung Falschinformationen über eine Verschwörung Kroatiens mit Belgrad zuspielen lässt und somit einen Krieg gegen Serbien vom Zaun brechen will, erkennt Kraus die Omnipotenz der Presse als Wirklichkeitsmanipulator. Er verfolgt diesen Pfad bei der Berichterstattung über die Balkankriege und findet seine anfänglich polemische Position durch die Rolle der Presse im I. Weltkrieg bestätigt:

… die Presse ein Bote? Nein, das Ereignis. Eine Rede? Nein, das Leben. Sie erhebt nicht nur den Anspruch, dass die wahren Ereignisse ihre Nachrichten über die Ereignisse seien, sie bewirkt auch diese unheimliche Identität, durch welche immer der Schein entsteht, dass Taten erst berichtet werden, ehe sie zu verrichten sind …

Hiermit nimmt Karl Kraus, der sich längst nicht auf Sprache beschränkt, sondern Photographie, Reklame und Film in sein Denken mit einbezieht, die größten Leistungen der späteren Kulturindustrie- und Medienkritik vorweg, wie Sigfried Kracauers Analyse der Photographie in den 20er Jahren etwa („In den Illustrierten sieht das Publikum die Welt, an deren Wahrnehmung es die Illustrierten hindern.“), oder Günther Anders’ Analyse des Fernsehens („Am Anfang war die Sendung, für sie geschieht die Welt.“) oder die schwachbrüstigere Medienkritik eines Marshal MacLuhan, weitschichtig auch die Simulakrentheorie von François Baudrillard.

Kraus contra Békessy, Thurnherr und Sperl

Nach dem Krieg sieht sich Kraus einem neuen Typus von Journaille gegenüber: In den Revolverblättern des Erpressers und Medientycoons Imre Békessy wird die idealistische Maske fallen gelassen, auf welche die „NFP“ noch Wert legte, und der Prototyp des populistischen Boulevardjournalismus geschaffen, der auch heute noch den Zeitungsmarkt beherrscht. Die Dramaturgie des folgenden Kampfes nimmt jene des Westerns „High Noon“ vorweg. Dass Békessy mit offenen Karten spielte, Korruption und Lüge als journalistisches Prinzip ehrlich zugab – „Niedertracht unter dem Vorwand der Niedertracht“ –, mag den Dialektiker Kraus sogar amüsiert haben, ehe sich dieser wieder mit dem Ethiker zugesellte und mit den donnernden Worten „Raus mit dem Schuft aus Wien!“ einem Schieberimperium, dem sich Kraus’ alte Feinde wie Felix Salten und Anton Kuh nur zu gerne andienten, den Krieg erklärte. Ein Krieg, den er völlig alleine führen würde. „Ich kenne keine Parteien mehr. Ich kenne nur Feiglinge.“ Zwei Jahre später, 1926, ergriff Békessy die Flucht nach Paris. Einer der wenigen Erfolge, den Satire je gezeitigt haben dürfte.

Wie sehr den Zeitungsintellektuellen unserer Tage die Angst vorm „Fackelkraus“ im Nacken sitzt, beweist die magische Praxis des Zitats. Man zitiert Kraus, weil er nicht mehr lebt – und damit er nicht mehr lebt. Der rituell-magische Charakter des Zitats funktioniert auf zwei Ebenen. Das Krauszitat lässt den Journalisten magisch an dessen geistiger Autorität teilhaben und dient zugleich als Schutzzauber. Wogegen? Gegen Kraus selbst, dessen Geist ja noch immer durch die Redaktionsstuben spuken und die eigenen Texte ihrer ganzen Dürftigkeit überführen könnte.

Die Frage indes, wie Karl Kraus sich zur heutigen Presselandschaft äußern würde, zählt selbst schon zu den automatisierten Phrasen des Feuilletons oder Impulsreferats. Sicher ist, dass er sich nicht mit Peanuts abgeben, sondern seine Kritik erst bei jenen so genannten Qualitätsblättern ansetzen würde, deren vorgebliches Niveau sich hierzulande aus der Distanz zur „Kronen Zeitung“ ableitet. Die Chefredakteure, Leitartikler und Feuilletonisten von, „Presse“, „Profil“, besonders aber „Standard“ und „Falter“, die sich aus Mangel an Alternativen den Lesern als das äußerst Mögliche an kritischem Geist aufdrängen, lebten in ständiger Angst – und Hoffnung, dass sich die Privatwirtschaft ihrer erbarmte, wenn der Redakteurssessel zu heiß würde.


Ein Organ der Intelligenz. Von Karl Kraus.

21. Mai 2012 | Kategorie: Annoncen, Artikel, Aus "Die Fackel"

Für „Ein Organ der Intelligenz“ hält sich heutezutage „Die Zeit“. Man kann nicht sagen, dass  deren Anzeigen intelligenter geworden wären im Vergleich mit den von Karl Kraus Veröffentlichten. Eigentlich klingen sie genauso  direkt und absichtsvoll und haben meist nichts mehr mit Kuppelei zu tun sondern mit eindeutiger Absicht. Noch eindeutiger wird es beim Druckprodukt für den Boulevard. Da bieten Dominas Überstunden an, Edelpuffs für die letzten Wünsche florieren wie nie,  und die erforderlichen Organe benötigen nur ausnahmsweise im Vorfeld die Hilfe bescheidener Intelligenz, wenn etwa über den Preis einer zeitlich begrenzten Organspende verhandelt wird.Wie lautete eine treffende Floskel: Alles ist schlechter geworden, nur eines ist besser geworden: die Moral, die ist auch schlechter geworden.    W. K. Nordenham

Die Fackel  1927XXIX. JAHR, Heft 759  S. 88-93

Ein Organ der Intelligenz

Das Organ der Herren Hacsak & Herczeg, von sozialdemokratischer Seite wegen des Verdachts der Erpressung verfolgt, hat sich in Wahlzeiten aushilfsweise mit einem Eifer betätigt, dem nur der gute Zweck die Befreiung von den Lasten des Kreuzelparagraphen im Leitartikel sichern konnte. Die Aufgabe der ‚Wiener Allgemeinen Zeitung‘ war es, vornehmlich die Intelligenzkreise, denen sonst mit den Sensationen eines abgehackten Beins, einer Giftmordverleumdung oder anderer publizistischen Alkoholexzesse streitbarer Ritter gedient wird, sozialen Interessen in einem edleren Sinne zugänglich zu machen, die herabzusetzen noch kurz zuvor keine weißgardistische Verleumdung schmutzig genug erschienen war. Ob es derselbe Brillantenschmock ist, der früher rechts geschrieben hat, oder ein neuer, der nur links schreiben kann, jedenfalls war auf demselben Papier nunmehr zu lesen:

Unser Blatt  ist nicht  dazu  da, parteiliche  Wahlparolen  auszugeben. W i r    s i n d     e i n    O r g a n    d e r    I n t e l l i g e n z, ein    Blatt  f r e i e r    K ö p f e, die jedem geistigen Zwang und daher auch dem Parteizwang inneres Widerstreben entgegensetzen. Darum unterlassen wir den aussichtslosen Versuch, unsere Leser in einen Parteipferch sperren zu wollen. Wir sagen ihnen nicht, stimmt für diese oder jene Liste, s o n d e r n  w i r   s a g e n  i h n e n   e t w a s   a n d e r e s.

U n s e r    L e s e r k r e i s ,  das  dürfen  wir wohl  behaupten, umfasst    d i e   g e i s t i g e   E l i t e   d i e s e s   L a n d e s , jene Bürger, die das stärkste Interesse am öffentlichen Geschehen bekunden und sich mit der publizistischen Hausmannskost des Morgens und Mittags nicht zufrieden geben. Diesen unseren Lesern rufen wir zu: Seht sie euch an, die berühmte Einheitsliste! Seht sie euch an, die Einheitskandidaten von Kink bis Riehl und von Blasel bis Jerzabek! …  Das also sind die erhabenen Führer, die leuchtenden Vorbilder bürgerlicher  I n t e l l i g e n z ! So sehen sie aus, die Herolde der österreichischen Geistigkeit!

Ohne Zweifel ist die Geistigkeit der genannten Herren keine solche, mit der man einen andern Staat als den österreichischen machen könnte, und selbst dieser Versuch ist ja größtenteils misslungen. Was aber die Intelligenz anlangt, deren eigentliches Organ die ‚Wiener Allgemeine Zeitung‘ ist, so konnte man wahrnehmen, dass jene dem Ruf, der an sie von leitender Stelle erging, noch in derselben Nummer  und zwar auf der letzten Seite gehorsamt hat. Denn da finden sich, heute wie täglich, die fast immer intelligenten Herren und Damen zusammen, die, anpassungsfähig bis zum Äußersten, »Gegenpol« suchen, sei es, dass ein sympathischer ernster Künstler streng seriösen Einzelunterricht an Dame im Privatatelier unter »Ars severa« anbietet, sei es das eine sensible oder energische, rassige, jedoch zielbewusste Dame sich als »Domina« offeriert. Die Chiffren, nur den Intelligenzkreisen verständlich, schwanken zwischen »Kallipygos« oder der Umkehrung eines Begattungswortes oder etwa »S. M.«, was aber, wenn ein noch junger, anpassungsfähiger Mann eine energievolle Dame  sucht, und zumal in einem den republikanischen Interessen zugewendeten Blatt keineswegs als Ausdruck einer monarchistischen Sehnsucht aufgefasst werden könnte, obschon ein gewisser Drang nach Unterwerfung unverkennbar hervortritt. Nicht minder verständlich, als dass eine energische Dame noch einige Schüler zum Sprachunterricht wünscht, die ihre Methode durch die Chiffre »O. W.« andeutet, oder dass eine routinierte Lehrerin gesucht wird, wobei Energie Bedingung ist und die Offerte demgemäß unter »Strenge Disziplin« erfolgen muss, »da es sich um einen sehr zerstreuten und unaufmerksamen Jungen handelt«. Die Aufmerksamkeit der geistigen Elite zu fesseln dürfte aber insbesondere gelingen, wenn ein »Imperativus« oder eine »Dominatrix« aufmarschiert. Dass da nicht gut Kirschen essen ist, wiewohl es manche gerade wollen, beweisen auch Chiffren wie »Dominiert«, »Dominierend« und »Domination«. Da gibt es große, schlanke Herrennaturen, ja sogar gutsituierte Gentleman-Herrennaturen, von denen man nicht gleich weiß, ob sie Herren- oder Damennaturen sind, weil die Gegensätze ja auch innerhalb des gleichen Geschlechts Ergänzung suchen; es wäre denn, dass ein Intelligenzler solche unter der Chiffre »Gebund en« erwartet oder eine Fesche angibt, sie sei »Noch vom alten Schlag«. So unerbittlich da aber vorgegangen wird, so geht doch auch das Gemüt nicht leer aus, wie der folgende Fall dartut:

31jährige, häusliche, intelligente, gebildete Dame aus der Provinz sucht aus Mangel an Bekanntschaft auf diesem Wege ernste Ehebekanntschaft mit Akademiker, höherem Beamten oder größerem Geschäftsmann. Besitze nach dem Tode meiner Eltern, welche schon in vorgerücktem Alter sind, schöne Villa, welche bei Ehe umgeschrieben wird, nebst schöner Friedensausstattung und Möbel. Nur ernstgemeinte, ausführliche Anträge unter »Häusliches Glück« an die Exp.

Einen noch höheren Grad von Selbstlosigkeit zeigt ein Akademiker, der »Gesonderte Kosten« anbietet, wie auch ein seriöser Herr (Doktor gar), der eine Reisebegleiterin nach Monte Carlo sucht unter »Geteilte Rechnung, gemeinsames Glück«, während ihr wahrscheinlich gemeinsame Rechnung, geteiltes Glück lieber wäre. Hohe Intelligenz ist im Kreise der ‚Wiener Allgemeinen Zeitung‘ oft mit tiefer Gemütsart gepaart. »Redoutenmüde«, ersehnt ein 29jähr. Geistesmensch ein »Coeur en cuirasse«, während andere wieder unter »Apartesse«, »Extraordinaire« »Diskrete Siesta« das Äußerste gewähren oder begehren. Ja, délices inespérés auf einer Reise autour du monde sur une route pavée d’aventures amoureuses verheißt einer unter »Plaisir sensuell«, was will eine mehr? Ich vermute, dass es derselbe Schlankl ist, der, als »Adam« entkleidet, cherche Eve pour gouter fruit défendu, sie soll écrire unter »Delice paradis terrestre«. Er hat jedenfalls die Absicht, sie auszuziehen, sie täte gut zu antworten déjà bien, je viens und die Strafanzeige zu erstatten. Für alle Geschmacksrichtungen ist die ‚Wiener Allgemeine Zeitung‘ tätig. Junge Ausländerin sucht verständnisvolle Freundin, was eine intelligente 30jährige Dame sehr gut verstehen kann und gleichfalls tut. Intelligenzler bevorzugt Blondine, ein andrer, der auch nicht auf den Kopf gefallen ist, versteift sich auf eine Vollschlanke, aber nur Rothaarige, wieder ein anderer will ausgerechnet eine Tizianblonde, wo soll die Allgemeine Zeitung alles das nur hernehmen? Und schon ist wieder ein Intelligenzler da — sie reichen einander die Türklinke —, der will eine, die sehr energisch, aber uneigennützig ist, dagegen lange, reiche Haare hat, er braucht sie als Ergänzung, während ein fester Charakter auf Freundschaft sanftmütigen Gegenpols besteht. Oft aber ist nur Frohsinn und Temperament Bedingung. Die kuriosesten Typen tummeln sich. Man denke nur, ein trink- und wetterfester Wanderkamerad wird unter »Nietzsche« erwartet, ein anderer tuts nicht unter »Eroica«, eine weltfremde, verspielte Seele wünscht älteren Herrn unter »Ruth«, ein Realpolitiker eine »Juno«, aber ohne Bubikopf, eine gebildete Dame ersehnt »Neue Hoffnung«, eine andere bildet sich ein, sie sei ein »rassiger Typ«, ein »Adonis« braucht Geld, ein japanischer Student offeriert sich als »exotischen Menschen«, ein veritabler »Wiking« trägt sich an, daneben gelüstet’s einen nach einem »Naschkatzerl«, und nur wirklich liebes Mädel wird folgerichtig unter »Liebling« begehrt, den wieder ein »fescher, vollwertiger Intelligenzler« Darling nennt. Und zwischendurch die unübersehbare Schar der Sensiblen, zumeist Dreißiger, die die Hauptkundschaft bilden, der Aparten, der Nichtalltäglichen — kurzum, es geht zu wie im G’wölb von Nestroys Weinberl, »plötzlich tritt neues Leben ins Merkantilische — — da kommt ein zartes Wesen um ein’n Bärnzucker, da ein Kuchelbär um ein Rosenöl, da lispelt ein brustdefekter Jüngling: ‚Ein’n Zuckerkandl‘, da schreit ein kräftiger Alter: ‚A Flaschel Schligowitz!‘, da will ein üppiges Wesen ein Halstüchel, da eine Zaundürre Fischbeiner zu ein’m ausg’schnittnen Leibel haben«, da will der eine ein’n Haring und die andre ein’n Kas — in solchen Momenten muss die Allgemeine zeigen, was eine Allgemeine ist: »d’Leut’ z’samm’schrein lass’n, wie s’ wollen, und mit einer ruhigen, ans Unerträgliche grenzenden Gelassenheit eins nach’m andern bedienen.« Ja, wenn alle so anspruchslos wären wie manche. Die wünschen »nur platonische Freundschaft«, was ist denn dabei, ein älterer Herr, schon ganz genügsam, bittet nur um »Ein bisschen Feuer«, einer will ja nichts als was umgekehrt zu lesen ist, ein anderer bloß »gemeinsamen Zeitvertreib«, wiewohl man sich da auch denken kann, was er sich da denkt. Manche verhalten sich direkt zugeknöpft, sind unwirsch und lehnen brüsk ab, was sie wünschen; »Abenteuer ausgeschlossen« ruft eine Dame mit Eigenheim, »Halbwelt ausgeschlossen« erklärt ebensolcher Herr, oder »Halbwelt verbeten« ein Akademiker, allerdings unter der Chiffre »Mulatschak«. Ein Vierziger, der sich nach Kultur und Statur sehnt, tritt schon etwas aus sich heraus, indem er zwinkernd  ragt: »Kleine Osterfahrt?«. (Offenbar der Verführer aus Terramares Gedicht, der da lächelt: »Seid’ne Ruh und süßer Wein.«) Sehr schwer zu behandeln dürfte ein Altersgenosse sein, der von vornherein darauf aufmerksam macht, dass er »äußerst pedantischer Wesensart« ist, und unter »Anständig 7« zu seinem Ziel gelangen will. Einer rühmt von sich, er sei mittelgroß und freidenkend, und macht sich damit übertriebene Hoffnungen, während ein mehr Besonnener einer Anpassungsfähigen unter der Chiffre »Vederemo« winkt (»Man wird doch da sehn«). Der Betrieb ist unerhört kompliziert, denn eine schmiegsame Frauennatur soll nur erstklassigst sein, eine Amazone

energisch, eine Eintänzerin unbedingt groß, eine Nichtalltägliche will, dass einer »kein absoluter Verstandesmensch« sei — was im Kreise der Intelligenz doch fast ein Ding der Unmöglichkeit ist —, und zwei große schlanke Jüdinnen suchen Tennispartner »für sofort«. Direkt aufsehenerregend aber ist es, wenn dafür wieder jene Dame, welche Samstag von zwei Herren bis ins Opernkino »verfolgt« wurde, um ein Wiedersehen gebeten wird. Das grenzt schon an Listenwahl! Aber das Organ der Intelligenz, das seinen Lesern keinen Zwang auferlegen will, bleibt seinem Programm doch viel treuer mit einer Parole wie dieser:

I c h  w ä h l e  35 bis 45jährige vorurteilsfreie Dame mit Eigenheim. Zuschr. unter »Freie Wahl«.

Und da sie allen Interessen dient, so interveniert die ‚Wiener Allgemeine Zeitung‘ natürlich auch dort, wo das Wahlrecht noch nicht einmal erobert wurde, und offeriert »eine bildschöne, 16jährige Offizierswaise« unter »Unschuld«. Während sich dies und alles andere begibt, arbeitet eine schon routinierte Masseuse ununterbrochen, alles Leben und Treiben begleitend wie die Liliencron’sche Schwalbe, die weglang auf und niederjagt. Dieser junge Gentleman-Masseur dagegen, der heute bis 8 Uhr und zwar in und außer Haus bedient, während er gleich darunter versichert, dass er heute bis 9 Uhr bediene, stiftet Verwirrung. In welchem Grade aber Wien bereits Fremdenstadt geworden ist, ja ein Zentrum raffinierter Sinnenkultur, beweist der Plan eines »Neger- Masseurs«, akademisch gebildet, derzeit Paris, der  sich in Wien selbständig machen will und zu diesem Behufe vornehme Klientel unter »Othello« sucht. Erotischer Gipfel in einer Landschaft, in der allabendlich die intelligenten, unabhängigen Damen und die feschen, vollwertigen Intelligenzler lustwandeln, denn intelligent sind sie alle, denen das Organ der Intelligenz hinten dies und vorn etwas anderes sagt.

All dies spielt sich täglich mit einer sympathischen Offenheit ab, die der ‚Allgemeinen Zeitung‘ tatsächlich die geistige Elite dieses Landes gewonnen hat, zum Beispiel mich, der sicherlich weit entfernt von dem Verdacht lebt, den Vertretern welcher Spezialität immer, die da publizistisch versorgt wird, ihre Freude zu missgönnen; von den paar Fällen abgesehn, wo das Inserat als die Keimzelle der Chantage oder des Zuhältertums erkennbar wird. Wahrscheinlich sind es gemeinnützigere Menschen als die Politiker, von denen vorn die Rede ist, und

sicherlich ist die Rubrik, die solchen Reigen täglich mit so herziger Unbefangenheit vorführt, der am besten geschriebene, mit verständlicheren Adjektiven ausgestattete Teil des Organs der Intelligenz. Dass eine Publizistik an der Förderung und Vermittlung lebenswichtiger Angelegenheiten Geld verdient, wäre auch noch nicht der Übel größtes. Dieses ist aber die Heuchelei einer Gesellschaft, die es noch immer erlaubt, dass eine kleine Kupplerin für die Dienste, die sie ihr erweist, bestraft wird und dass die Zeitung, wenn in einem Pensionszimmer sich ein Teil von dem abgespielt hat, was sie täglich propagiert, das dreimal vertagte Hochgericht eines Bezirksrichters zur Sensation macht. Es ist, solange ein elendes Sexualgesetz besteht, das die Verfolgung der Vermittlerin eines straffreien Liebesverkehrs vorsieht, eine der aufreizendsten kriminalistischen Unterlassungen, den Gewinn der Pressekuppelei für legitim zu erklären, ganz abgesehen davon, dass durch diese und nur durch diese auch ein bestehendes Gesetz gegen die öffentliche Unsittlichkeit übertreten wird. Eine andere Frage ist die nach der Kompatibilität der Wahlpropaganda mit der Kuppelei. Wenngleich der Mann, der im Vordertrakt die geistige Elite anzusprechen hat, ein Verwandter des lebenslustigen Altbundeskanzlers Renner sein soll, so ist doch gerade von der offiziellen Sozialdemokratie keine Lockerung der moralischen und gesetzlichen Fesseln des Sexuallebens zu  erwarten.        (Wenn man etwa an jene polizeiterminologische Begutachtung des Leumunds einer Mutter durch den Professor Tandler denkt oder an den Ausspruch des Dr. Ellenbogen über den italienischen Arrest, wo sich

Räuber, Diebe, Mörder, Päderasten und Leute ähnlichen Kalibers

aufgehalten haben.) Freilich, eine Angelegenheit der Weltanschauung dürfte es für die ‚Wiener Allgemeine Zeitung‘ weder sein, die Intelligenz vorn politisch, noch hinten anders zu befriedigen.

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BORAT oder warum Sascha Cohen seinen Faustdildo behalten kann. Von Richard Schuberth

14. Mai 2012 | Kategorie: Notizen zur Zeit, Richard Schuberth

Richard Alexander Schubert ist Schriftsteller – unter anderem –  und lebt in Wien. Die Lektüre seiner Schriften sei nochmals dem empfohlen, der den Kopf nicht nur als Huthalter oder Frisierobjekt missbraucht, besonders der Text:

Richard Schuberth                                                                                  30 Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus

238 S. , EUR 24, Broschur mit Fadenheftung ISBN 978-3-85132-531-7, 2008

Der folgende zeitlose Text  erschien  vor ein paar Jahren unter dem Titel « Ein Waterloo der westlichen Spaßkultur» im «Standard» und trifft  auf  viele Comedyköpfe und Comedy-Konsumos zu. Mit der Bezeichung „Abrissbirne“, in passivischer Bedeutung, sei deren Halsaufsatz eine angemessene sprachliche Behausung zugewiesen. W.K. Nordenham

Wer Arschlöcher verarscht, ohne eine Welt ohne Arschlöcher zu wünschen, ist kein Kritiker, sondern ein Bandwurm.      Richard Schuberth

BORAT oder warum Sascha Cohen seinen Faustdildo behalten kann.von Richard Schuberth
Im rumänischen Romadorf Glod am Südhang der Karpaten lebt ein Mann namens Nicu Tudorache. Vor einigen Jahren hat der heute 56-jährige Großvater bei einem Arbeitsunfall seinen rechten Arm verloren. Als Prothese trug er bis vor einem Monat einen Faustdildo – ein Geschenk des britischen Comedy-Stars Sacha Baron Cohen –, bis die Journalistin Carmiola Ionescu ihn aufklärte, was er da mit Klebeband am Armstumpf fixiert hatte und warum Millionen Arschlöcher in westlichen Kinos über ihn lachen.

Es muss über 15 Jahre her sein, dass Freunde und ich eine zweifelhafte Travestie zu einiger Fertigkeit brachten. Wir mischten uns als Agents provocateurs unter Menschen wie du, aber nicht ich. Um aus ihnen Sexismus, Alltagsfaschismus und Dummheit herauszulocken, gebärdeten wir uns noch faschistischer, sexistischer und dümmer als sie und gefielen uns dann augenzwinkernd als tolle Hechte im Karpfenteich der kritischen Realsatire. Am besten bewährte diese Methode sich, wenn wir in unseren eigenen, linken Kreisen fündig wurden. Ansonsten jedoch traten bald ihre Mängel, aber auch ihre Motive zutage. Zuallererst, dass die Tore zur Wahrheit, die wir mit viel Lärm einschlugen, gar nicht verschlossen waren, dass sich der heroische Nachweis also, wie dumm Dummköpfe und wie rechts Rechte sind, bloß in eben dieser banalen Tautologie erschöpfte; weiters, unseren kritischen Anspruch aber ganz schön verdächtig machte, angesichts der wiehernden Freude, wenn uns wieder ein Opfer in die Falle gegangen war, und der Enttäuschung, wenn es nicht den Scheißnazi gab, als den wir es gern haben wollten. Es war ein Jammer, viele dieser Spaßverderber hätten bei uns, die wir alle Querverbindungen des falschen Bewusstseins, ja sogar zum falschen Bewusstsein kannten, zuerst in die Lehre gehen sollen, um das zu werden, dessen wir sie überführen wollten.

Unsere Art der Aufklärung offenbarte nicht die chemische Konsistenz des Abschaums, sondern bloß unsere angemaßte Allmacht im Abschaumbad, an der unsere Fans, zumeist Schnösel mit Mittelschulabschluss und Neigung zum „Titanic“-Abonnement, parasitär teilhatten, da sie nicht die vorgebliche Kritik des Zynismus, sondern den Zynismus unserer Methode, nicht die Kritik des Faschismus, sondern das Herrenmenschliche unserer Tabubrüche beklatschten. Als einziger Effekt der Parodie anitsemitischer Stereotype zum Beispiel blieb eine niedrigere Hemmschwelle bei deren Anwendung und das Kokettieren mit ihrer Immoralität. So erteilte uns die Wirklichkeit mit erhobenem Zeigefinger einmal mehr die Lehre, dass sie die Satire stets abzuhängen weiß. Zurück bleibt die automatisierte Persiflage, die, weil sie die Schäbigkeit nicht zu fassen bekommt, zum Lehrmodell neuer Schäbigkeit wird.

Wie interessant, anhand Sacha Baron Cohens Film „Borat“ zu beobachten, wie diese Methode erneut aus denselben Gründen scheitert, jedoch auf eine ausgefuchstere Wirklichkeit stößt als damals, bei uns, im vorigen Jahrhundert.

Durch offene Türen

Als Ali G hat Cohen die Provokationsrealsatire, die so genannte „Mockumentary“, zu manchem satirischen Höhepunkt geführt, mit der Figur des kasachischen Fernsehreporters Borat Sagdijev indes ist er so provokant wie ein Exhibitionist in einem dänischen Swinger-Club. Vielleicht möchte Baron Cohen ja gar nichts aufdecken, sondern nur um der Geschmacklosigkeit willen geschmacklos sein, also die Teenager der Cineplex-Center dieser Welt zum Lachen bringen.

Deren Lachen aber wird vom lauteren Poltern intellektueller Köpfe übertönt, welche unaufhörlich aus schwarzen Rollkrägen bloppen und alle gleich aussehen, weil sie in derselben Retorte gezüchtet wurden; in einer Nährlösung, die sich aus Spaßkultur und einigen Semestern Geisteswissenschaften zusammensetzt. Es sind dieselben Schnösel, die damals schon auf die Prolos eintraten, welche wir hinterrücks niedergestoßen hatten; später hörte man sie in Studentenkneipen in ihrem Mittelstandsakzent enthusiastisch „Das is dodaal politikäli ingorrekt“ krächzen, ehe der Caterpillar des Verwertungsschicksals sie in ihre Kulturbüros, Zeitungsredaktionen und Wein-&-Literatur-Abfüllkoben schob. Von dort aus bestimmen sie, weil sie sonst nichts gelernt haben, die kulturellen Diskurse und weiden sich an ihrem verhängnisvollen Irrtum, anderthalb Stunden über Muschiwitze kichern und sich Amis, verlausten Kasachen und anderen Balkannegern überlegen zu fühlen, seien Akte subversiver Gesellschaftskritik. Sie lassen sich’s nicht nehmen: Ihr Till Eulenspiegel handle in hohem intellektuellen und ethischen Auftrag. Daran ist er selbst nicht unschuldig, zumindest kokettiert der jüdischstämmige Brite, welcher an der Universität Cambridge über ethnische Minderheiten diplomiert hat, mit dieser Lesart seiner Satire.

Der wundersamste, völlig unerwartete Effekt von „Borat“ aber ist, dass die Wirklichkeit die Satire diesmal nicht übertreffen will, sondern es vorzieht, sie gelassen in ihre Schranken zu weisen. Sie lässt Cohen über den Zynismus seiner Gymnasiastenscherze stolpern und entkleidet diese durch unbeeindruckte Passivität ihres aufklärerischen Scheins. Einige Beispiele. Wann immer es Borat nicht gelingen will, seine Opfer als reaktionäre Idioten zu entlarven, flüchtet er sich in die sexuelle Provokation, doch seine Gesprächspartner, zumeist smarter als er, finden das nicht schockierend, sondern schlichtweg lächerlich. Die Feministin Linda Stein bricht souverän das Gespräch ab, anstatt ihn dorthin zu treten, wovon er am meisten spricht. Ein Fahrlehrer, in dessen markantes Gesicht das europäische Vorurteil sich gerne einen Redneck und Macho hineindenken würde, mahnt ihn zu mehr Respekt gegenüber Frauen, und die fundamentalistischen Christen, in deren Messe sich Borat schleicht, entpuppen sich als hilfsbereite, humorvolle Menschen. Cohens Versuche, die politisch Inkorrekten als auch die politisch zu Korrekten zu bashen, gehen allesamt in die Hose, aus der sie gekrochen sind – vorne wie hinten. Da hilft nur noch Niedertracht. Einem Autoverkäufer will er Minderheitenfeindlichkeit suggerieren, indem er ihn fragt, welchen Schaden eine Gruppe Zigeuner am Wagen anrichtete, wenn man sie damit rammen würde. Doch auch hier will die Rechnung nicht aufgehen, da das Publikum sofort merkt, dass der gute Mann nur deshalb Rede und Antwort steht, weil er das Wort „Zigeuner“ überhört hat und allgemein von Menschen ausging. Wieder nichts! Was tun? Ab in den Bible-Belt! Der ultrarechte Rodeoveteran Bobby Rowe spendet ihm endlich die Sager, um die er dauernd bettelt, doch selbst das Publikum im Rodeostadium von Salem, Virginia, reagiert mit Bestürzung, als Borat durchs Mikrofon seinem Wunsch Ausdruck verleiht, die Amerikaner würden jeden Mann, jede Frau und jedes Kind im Irak töten.

Wenn er aber dann mit dem Absingen einer fiktiven Hymne Kasachstans (zur Melodie der US-amerikanischen) die Dummheit jeglichen Nationalismus konzentriert, gibt Cohen eine Kostprobe davon, wozu er fähig wäre, wenn Klug- und Redlichkeit einander in den Sattel hülfen. Desgleichen die präzise Persiflage antisemitischer Paranoia, als er erkennen muss, bei Juden Bed & Breakfast bezogen zu haben, oder als netter Gag en passant: der Kopf des Bären im Kühlschrank seines Produzenten. Cohen hat das Zeug, subversive Unterhaltung zu liefern. Macht aber wenig Gebrauch davon. Auch die Figur des Borat ist im Grunde ein guter Wurf, der leider daneben geht.

Satire darf sich so viel Obszönität, Zynismus und Geschmacklosigkeit leisten, wie sie will, so diese als Mittel zur tieferen Einsicht in die verborgenen Obszönitäten, Zynismen und Geschmacklosigkeiten der Gesellschaft dienen. Dass das möglich ist, dafür bürgt eine würdige Traditionslinie, die sich von Jonathan Swift über Nestroy bis zu den „Simpsons“ spannt und der sich Baron Cohen nur in Ansätzen anschließen will. Denn der Spaß am Dreck ist größer als der Ekel davor, und der Witz affirmiert, indem er sich ihm angleicht, den Dreck, und wem das zu ethisch ist, dem möge das rationale Argument reichen, dass dieser Witz nur ein schlechtes Duplikat des Drecks schafft, und plötzlich vor der Erkenntnis staunen, dass Ethik und Ratio hierin als eineiige Zwillinge auftreten.

Ein Waterloo der westlichen Spaßkultur

Zeitgeistiger ausgedrückt: Wer Arschlöcher verarscht, ohne eine Welt ohne Arschlöcher zu wünschen, ist kein Kritiker, sondern ein Bandwurm. Wer aber unter dem Vorwand von Gesellschaftskritik die Bandwürmer mit Überlegenheitsgefühlen füttert, ist selbst ein Arschloch. Sacha Baron Cohen als solches zu bezeichnen, als so großes sogar, dass alle Faustdildos dieser Welt es nicht ausreichend stopfen könnten, würde jeder Ehrenbeleidigungsklage standhalten, so sich die Einwohner des Romadorfs Glod als Zeugen der Anklage gewinnen ließen. Denn was die Journalisten Bojan Pancevski und Carmiola Ionescu kürzlich über die Produktionsbedingungen des Films „Borat“ herausfanden, könnte den Ort zum Waterloo der westlichen Spaßkultur werden lassen. „Borats Heimatdorf“ liegt nämlich nicht in Kasachstan, sondern in Rumänien.

Und dass Cohen gerade einen realen Staat für sein fiktives Zurückgebliebistan aussuchte, dürfte gleichfalls kein Zufall sein. Kasachstan, multikulturell, gemäßigt islamisch und relativ frei von Judenfeindlichkeit, ist weit entfernt und würde keine als Pizzaboten verkleideten Gotteskrieger an Cohens Adresse schicken. Wir sehen: Feig- und Gemeinheit verabreichen sich in ihm die Bruderfaust.

Ob Rumänien oder Kasachstan, den westlichen Kulturjunkies ist es einerlei, sie bedürfen der ewigen Balkanfiktion eines schmierigen halbzivilisierten Ostens, um ihn wegen des Drecks, mit dem sie ihn beschmieren, zu verspotten – oder zu romantisieren.

Die Einwohner von Glod hätten bereits stutzig werden sollen, als Cohen ein Pferd vor sein Auto spannen ließ und sie dazu angehalten wurden, Kühe in ihre Wohnzimmer zu führen. Bis zu Drehschluss lebten sie in dem Glauben, wie Pancevski und Ionescu in ihrem Artikel für „Mail on Sunday“ berichten, man würde die Welt durch eine Sozialreportage auf die menschenunwürdigen Lebensbedingungen in ihrem Dorf aufmerksam machen. Diese Welt hingegen lernte sie als Menschen kennen, die es mit ihren Tieren und Kindern treiben, Pferdeurin trinken und gerne Juden jagen. Da lachen ganze Cambridger Rudermannschaften und die Schnösel krächzen wieder ihr unerträgliches „Hi Hi, politikäli ingorrekt!“

Der Mann, den Borat im Vorübergehen als „größten Vergewaltiger“ des Dorfes vorstellt, bekam – so wie der „Dorfschweißer und -abtreiber“, so wie die Frau, die er als seine Schwester und vierterfolgreichste Hure Kasachstans vorstellt – 14 Lei (4 Euro) für seine Statistenrolle. Cohen & Produzenten stiegen bei dem Deal erwartungsgemäß als Gewinner aus: Sie spielten mit „Borat“ an einem Wochenende 20 Millionen Dollar ein und bekamen als Mehrwert auch noch die Gastfreundschaft und die gegrillten Schweine einer Gemeinde ohne Arbeit, Hoffnung und Fließwasser.

Glod war gut gewählt, nirgends in Europa sind Menschen recht- und schutzloser. Gemäß der Hackordnung des kapitalistischen Systems ist es nur konsequent, dass die Unterhaltungsindustrie ihre Häufchen dorthin macht, wo Kläger unwahrscheinlich sind, und sich den Hintern mit der Gutgläubigkeit der so Erniedrigten auswischt. Da grunzen die rechten wie die linken Säue in Ein- und Niedertracht, Letztere mit der Rechtfertigung, Ali G alias Cohen sei ein Guter, weil er Antisemitismen aufdecke. Aber vielleicht macht er diese nur noch salonfähiger. Wer weiß!

So viele modische walisische und iranische und jüdische Ethnizitäten Sacha Baron Cohen zur Legitimation seines Campushumors auch auffahren lässt, in seinem Witz verbiedert sich der Cambridge-Schnösel mit dem gehobenen linksliberalen Mittelstand gegen die Schwächeren. Warum, fragt sich die Feministin Linda Stein, welcher Borat im Film nichts anhaben konnte, in der „Times“ ganz zu Recht, „hat Cohen nicht die Heuchler aus Harvard oder andere Intelligentsia verspottet?“ Ganz einfach, weil’s sich Pionierinnen der Frauenrechte und rumänische Zigeuner einfacher beschmutzen lässt als das eigene Nest. Eine „Mockumentary“ von neuem, von höherem Niveau ließe Nicu Tudorache, den Einarmigen aus Glod, in den Westen reisen und souverän all die pseudolinken Spaßkultur-Schnösel in all ihrer prachtvollen Lächerlichkeit erstrahlen. Am Höhepunkt eines solchen satirischen Kunstwerks würde er an der Tür von Baron Cohens Luxusapartment in L. A. läuten, nicht um seinen und seines Dorfes Anteil an den 20 Millionen zu fordern, sondern den Faustdildo zurückzuerstatten, und zwar dort, wo er hingehört.


Seelenmord – Was ein Mensch wert ist. Von W.K.Nordenham

07. Mai 2012 | Kategorie: Artikel, Justiz, Menschenwürde, Seelenmord, Was ein Mensch wert ist

Spiegel-online  12.3.2012

Kind für Missbrauch gezeugt – Langjährige Haftstrafen für Paar aus NRW

Die Vorwürfe waren ungeheuerlich: Melanie R. und Benjamin P. sollen ein Kind gezeugt haben, nur um es später sexuell zu missbrauchen. Das tat der Vater dann auch, als das Baby fünf Wochen alt war. Jetzt muss das Paar ins Gefängnis.

Essen.- Der Plan war so entsetzlich, die Umsetzung so grausam, dass die Tat „außerhalb des Bereichs unserer Vorstellung“ liege, betonte Staatsanwalt Gabriel Wais am Landgericht Essen. Melanie R., 26, und Benjamin P., 27, sollen ein Kind gezeugt haben – aus einem einzigen Grund: Sie wollten es sexuell missbrauchen.

Am Montag wurde das Urteil in dem Fall gesprochen. Der 27-jährige Angeklagte aus Gelsenkirchen wurde zu   a c h t , seine ein Jahr jüngere Partnerin zu  f ü n f  J a h r e n  Haft wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs verurteilt.   D i e    R i c h t e r   b l i e b e n  m i t    d e m  S t r a f m a ß   für Benjamin P.  u n t e r  d e n von Staatsanwalt  Wais  g e f o r d e r t e n   z e h n   J a h r e n . Ein Gutachter hatte beide Angeklagten für  v o l l   s c h u l d f ä h i g   erklärt.(…)

„Die Angeklagten haben einen schutzlosen Säugling zum bloßen Objekt ihrer sexuellen Begierde degradiert und seine  M e n s c h e n-   w ü r d e    m i t    F ü ß e n   g e t r e t e n „, sagte der Vorsitzende Richter Heinz – Günter Busold in der Urteilsbegründung. Die Richter hätten im Verlauf des Prozesses in Abgründe menschlichen Handelns und Denkens geblickt, die sie  “ f a s s u n g s l o s  und  b e t r o f f e n  machen“, so der Vorsitzende.(…)

Wenn irgendjemand  Zweifel an Sinn und Zweck der Frage gehabt hat, zu was eine human sich nennende Spezies  nicht nur fähig, sondern auch imstande sei, welche Schandtat sie nie und nimmer begehen würde und was ihr unbedingt zuzutrauen sei, hier wird ihm Antwort zuteil. Das schlimmste Vorstellbare greift  zu kurz, der Schrecken trifft mitten ins Herz. Sei es der  schriftstellerische Auswurf des kranksten Gehirns oder seien es die Phantasieauswürfe  psychopathischer Filmemacher, nichts, aber auch gar nichts, vermag die Ungeheuerlichkeit zu einzuholen, die durch die obige Mitteilung  belegt wird und vor der noch der ärgste Alptraum kapitulieren muss. Der Artikel geht ins Detail. Ich sehe mich nicht in der Lage mehr von dem wiederzugeben, was niemand wissen will und  keiner sich vorstellen kann. Lange habe ich gezögert überhaupt zu schreiben, da mir das Wort fehlte während der Zorn wuchs. Es gibt Ereignisse, die den Geist lähmen, in Lethargie verfallen lassen, wo man den Aufschrei der geschundenen Weltseele zu hören glaubt und sich das Bewusstsein aus Selbstschutz der Mitteilung verweigern will. Beim Ausbruch des 1.Weltkrieges, des großen aus einer Sektlaune begonnenen Völkermordens und als die Zeit durch die Nazis 1933  in Blut getaucht wurde, da wieder niemand Einhalt geboten hatte, gab es diese Momente für Karl Kraus. Das große  Grauen  beschreibt auf alle Zeit  Auschwitz.  Aber im scheinbar menschlich Kleinen, welches eben  darum für groß zu gelten hat, wiederholt sich der tägliche Schrecken oder vielmehr, er setzt sich fort.

Die abgenutzte Metapher vom menschlichen Abgrund kann im vorliegenden Fall in ihrer Bedeutung vollendet und dem Wortsinn getreu erfahren werden, weil erst das Adjektiv „menschlich“ den Abstieg in die tiefsten Tiefen des Ekels und der Widerwärtigkeit beglaubigt und man allein deshalb dem Abgrund die Bodenlosigkeit zutraut, in die ein Tier sich nie je verirren würde. Kein noch so abgründiges Höllenwerk scheint der Unnatur des Menschen wesensfremd, eben gerade weil sie menschlich ist. Das ewig Menschliche zieht nicht hinan, sondern hinab. Die dünne Schicht  kultureller Errungenschaften, welche die humane Unzulänglichkeit als  Zivilisation ausgibt, kaschiert notdürftig, was dem  Tier an Natur  verloren ging, als es Mensch ward. Ohne das Menschsein je  erlangt zu haben, gedachte dieser Missgriff der Schöpfung das scheinbar Animalische von sich abwerfen  zu dürfen ohne sich über die Folgen Rechenschaft zu geben, die bloßes Menschsein nach sich ziehen würde.  Nichts einfacher und daher unnützer  als mit dem Kulturmäntelchen zudecken zu wollen, was selbst durch ein Zaubergewand nur unsichtbar, aber niemals ungeschehen gemacht werden könnte.  Sophokles Wort  aus Antigone – “ Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als der Mensch“-  habe ich immer  so verstanden, dass im Ungeheuer  Mensch nicht nur Ungeheures sondern vor allem Ungeheuerliches angelegt ist.

Der Abscheu wird verstärkt durch die Tatsache, dass  die Justiz  selbst dieses unfassbare Delikt nicht des Höchstmaßes der Strafe für würdig erachtete, sondern Gründe fand, die offenbar Gelegenheit zu Milde boten. Die Würde des schutzlosen Säuglings sei „mit Füßen getreten“ worden, so der Richter. Selten klang eine Phrase so dümmlich und deplaziert.  Wenn doch nur dieses geschehen wäre! Und zwischen den sodann aufgebotenen Befindlichkeitsadjektiven „fassungslos und betroffen“ scheint mir sehr wohl ein wertiger Unterschied, wobei man auf die  Reihenfolge achte, welche die Floskel zuverlässig von echter Empfindung scheidet und den Mangel an Tiefe aufdeckt. Es ist das Urteil des Gerichtes, das die Würde des Kindes nochmals missachtete, als es die Tat der Höchststrafe für unwürdig befand. Schon lange – spätestens seit dem Versagen der belgischen Justiz im Falle  Dutroux – bedrängt mich eine perfide Ahnung, als ob nämlich ein Hodenträger dem anderen aus unbewusstem Skrotalkonformismus nolens-volens etwas nachzusehen hätte, wenn es um Missbrauch geht, der ja durchweg von Männern ausgeführt wird oder wurden schon einmal vermehrt weibliche Päderasten entdeckt, die sich an Kindern oder gar Säuglingen vergingen? Vergewaltigen Frauen reihenweise Jungen und Mädchen oder hat auch hier die Riege der Hodenträger inklusive der per ordre Vaticano Depravierten die absolute  Hoheit? Viel zu oft habe ich noch nach Jahrzehnten den Schmerz der Opfer miterleben müssen,  als sie mir davon sprachen, wie wenn es gestern gewesen wäre, da man ihre Seele mordete. Im Talmud und später im Koran heißt es, dass wenn jemand einen Menschen tötet, so solle es sein, als hätte er die ganze Menschheit getötet. Es ist an der Zeit, dass sich die Hodenträger aus der Gesetzgebung für männliche Sexualtäter heraushalten und bei der Aburteilung  dieser Taten vom Richteramt wegen Befangenheit zurücktreten, vielmehr dies Frauen überlassen, in der zugegeben vagen Hoffnung, dass  Würde nicht noch mehr beschädigt  und der Seelenmord, den jede  dieser Taten unstrittig zur Folge hat, als solcher wahrgenommen wird und strafrechtlich im Sinne des Opfers wahrhaft gewürdigt.