Politiker rechnen nicht wirklich, außer ständig mit dem Schlimmsten,am Liebsten dann, wenn damit auf keinen Fall zu rechnen ist. Tritt das Schlimmste tatsächlich ein, findet man nicht nur scheinbar eine vollkommen überraschte Handlungselite, sie ist es tatsächlich. So geschieht es regelmäßig, und so wird es auch der Riesterrente ergehen. Jenseits jeder Polemik darf ein ind diesem Falle sogar Betrug am Bürger formuliert werden. Man muss nämlich kein mathematischerÜberflieger sein, um den Nonsens der Rentenpolitk zu erkennen, einfaches Zusammenzählen reicht. Das beginnt mit dem Abschluss des Riester-Vertrages, der kein Rentenvertragsondern in erster Linie ein Versicherungsvertrag ist. Fragte man den Versicherungs a g e n t e n– nie passte der Name besser –nach den anfallenden Gebühren und der Provision, gesellte sich zum Fehlen jeder Transparenz die Abwesenheit der einfachsten Grundrechenarten hinzu. Man erfährt auf Nachfrage nichts Präzises, weil er vielleicht auch nicht weiß,wasdie Versicherung genau weiß, und beide nicht sagen, dass Provisionen und in der Folge Gebühren in namhafter Größe anfallen. Provision ist etwas, wie der Name sagt,wovon jede Versicherung eine V i s i o nhat, nämlich die des zu optimierenden Gewinns. Nach Einschätzung von externen Fachleuten zahlt der Bürger allein für den Abschluss des Vertrages zwischen 3000 € und 5000 € an Gebühren. Nicht auf einmal verlangt man die Summe ab, denn das wäre auffällig, sondern versteckt und verteilt über Jahre, damit kein Versicherungsnehmer etwas merkt und was deshalb kein Verkäufer auch genau zu beziffern sich in der Lage sehen will. Der Betrag muss in den folgenden Jahren mit den Beiträgen erst einmal „angespart“ werden, und er geht direkt an die Versicherung und ihre Agenten, bevor nach langer Zeit überhaupt ein Guthaben für den Versicherten selbstentstehen kann. Für den Verwaltungsaufwand der Kontoführung des Riesterkontos werden nämlich pro anno noch einmal gut 100 € berechnet. Das ist das Vielfache der Kosten eines Bankkontos, aber niemand scheint sich daran zu stören, weil man es nicht offenbart. Es fällt halt viel Arbeit an, wenn der Computer alles ganz allein addiert. Aber man braucht ja auch nicht darüber sprechen, wenn man ebenso ungestraft davon schweigen darf. Was kann nach Jahrzehnten noch übrig bleiben? In jedem Fall zu wenig, um sich nach den Grundsätzen eines ehrlichen Kaufmanns als Kunde gewürdigt zu sehen.
Zudem rechnen die Versicherungen inzwischen mit Lebenszeiten bei Männlein und Weibleinvon sage und schreibe 100 Jahren bzw. 110 Jahren. Nicht dass die Menschen tatsächlich so alt würden, nein! Sie sehen nur so alt aus, weil die Rente durch Streckung auf 40 und mehr Jahre deutlich niedriger ausfällt, damit die Gewinne bei den Versicherungen verbleiben können. 15 Millionen Verträge seit 2002 mit Riester mal 3000 € bis 5000 €, das macht zwischen 45 und 75 Milliarden allein an Gebühren nur für den Abschluss. Mit 100 €als Verwaltungsgebühr multipliziert mit15 Millionen lassen sich alljährlich weitere 1,5 Milliarden jährlich „erwirtschaften“. Man stelle sich vor, man hätte das Geld samt den Einlagen der Bürger in einen staatlichen Rentenfonds gesteckt, anstatt zuerst in die Taschen der Versicherungen, und der Staat hätte das Seine dazugetan und das seit zwölf Jahren. Da wäre bis heute eine Summe von einigen hundert Milliarden zusammen gekommen mit steigender Tendenz. Doch was liegt stattdessen vor? Viele unzureichende Riesterrenten, wobeidurch weitere Maßnahmen, etwa die Senkung des Rentenniveaus und Hebung des Rentenalters auf 67 Jahre, sich das Problem weiter verschärfen wird. Schon werden weitere Gesetze für notwendig gehalten, damit es später reicht. Vielleicht noch eine „Versicherung“?Man mussalsounterscheidenzwischen den Riesterlosen, den „R i e l o s“ und den „R i e v e r a s“, den Riesterverarschten. Wenn je ein Versagen der Politik in den Grundrechenarten einfach darzulegen war, dann bei der Riesterrente.Aber da dieselbe Politik, die die Misere verursacht hat, gleichzeitig in den Aufsichtsräten der Versicherungen die Sitzkissen bedampft, herrscht zu dem Thema Schweigen. Ich warte auf ein Angebot, das mich gegen Politiker versicherte, aber die Gebühr wäre vermutlich unbezahlbar.
Das Rote Heft – Der Versuch
Der Zweck heiligt die Mittel nicht, der Sinn heiligt sie. Einhundertundsiebenunddreißig Jahre nach Karl Kraus Tod erneut ein Rotes Heft zu beginnen erscheint so unmöglich wie notwendig. Zum Artikel