Sein oder Design ist nicht mehr Frage, sondern schon Antwort. So schafft die entstellteste Menschheit das höchste Bruttosozialprodukt.

Was man so lesen muss … . „Selbstverständlich“ zu Guttenberg. Von W.K. Nordenham

03. Dezember 2011 | Kategorie: Notizen aus Medienland, Notizen zur Zeit, Was man so lesen muss

„Was man so lesen muss, und wo man nicht weiter weiß .“, wird  Aufgefundenes, Kleines etwas größer darstellen, damit auch im Kleinen in ferner Zukunft mehr Sorgfalt herrsche.Bei den meisten reicht es schon, sie nur zu zitieren, wie Karl Kraus sagte.

Kölner Stadtanzeiger vom  29.11.11

„Bin kein Blender und Betrüger“

Erstellt 29.11.11, 00:01h, aktualisiert 02.12.11, 00:23h

Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich neun Monate nach der Aberkennung seines Doktortitels mit seinem neuen Interview-Buch „Vorerst gescheitert“ zurückgemeldet. Darin verteidigt der frühere Verteidigungsminister seine Fehler und greift die Uni Bayreuth an.

(…)

Doktorarbeit war „größte Dummheit“

Erneut versicherte Guttenberg, er habe bei seiner Dissertation                    „ s  e  l  b  s  t  v  e  r  s  t  ä  n  d  l  i  c  h  “ keinen Ghostwriter gehabt.„Wenn ich die Absicht gehabt hätte, zu täuschen, dann hätte i c h  m i c h   n  i e m a l s   s o   p l u m p   u n d   d u m m   a n g e s t e l l t, wie es an einigen Stellen dieser Arbeit der Fall ist.“ Zugleich bezeichnete er die unter persönlichem Druck entstandene Doktorarbeit, die über weite Strecken nachweislich ohne Quellenangabe abgeschrieben war, als          „ g r ö ß t e   D u m m h e i t   m e i n e s  L e b e n s “. Auch beim Krisenmanagement räumte Guttenberg Fehler ein. Zu Jahresbeginn von den Vorwürfen überrascht, habe er teilweise „völlig falsch reagiert“. Er betonte: „Eigentlich habe ich in diesen Tagen immer die    f a l s c h e      O p t i o n gewählt.“ Doch sei er kein Blender, wie Kritiker oft behaupten. „Das ist  e i n f a c h  ein  A t t r i b u t , das meinem bisherigen Leben nicht gerecht wird.“

Kann jemand eines Gedanken fähig sein, der das Wort nicht hat, sondern das Wort ihn hat? Soll  man auf den Menschen mit seinen Worten eindreschen, obwohl einen das unbestimmte Gefühl von Leichenschändung beschleicht? Wie angenehm empfindet man es da, wenn jemand das selbst erledigt. Es fängt mit seinem Missverständnis des Wortes „selbstverständlich“ an, das etwas bezeichnet, was sich aus sich selbst  heraus versteht. Diese Bedingung bleibt unerfüllt, weil man von selbst nichts versteht. Er hat nicht die Absicht gehabt „zu täuschen“, wiewohl man seit Spickzettelzeiten weiß, dass schon deren Gebrauch einen Täuschungsversuch darstellt. Dasselbe gilt für seine mit Plagiaten gespickte Dissertation. Wer außer ihm selbst hätte sich  „so plump und dumm“ anstellen können,  „wie es an einigen Stellen dieser Arbeit der Fall ist,“ wo er doch einen dafür verantwortlich zu machenden Ghostwriter  „selbstverständlich“ nicht gehabt haben will? Wer war  dann Schreiber oder bestand eine Verwechslung von Abschreiben mit  Abschreibung? Ich verstehe es trotzdem nicht. Jede Doktorarbeit ist von der Aufgabe her persönlich belastend, weil man sie auch als Plagiat selbst abschreiben muss, zumal wenn man es nicht war. Deshalb kann mit „persönlichem Druck“  eigentlich nur die Druckerei gemeint sein, die das Elaborat als Buch fertigte, und das folgende Eingeständnis „größte Dummheit meines Lebens“ verlangt zwingend die Ergänzung: bis jetzt!  Denn die obigen Aussagen lassen mangels Einsicht Schlimmes erwarten. Wir erfahren nämlich,  er  sei „überrascht“ gewesen von den Vorwürfen. Kannte er seine Arbeit nicht? Er habe „teilweise völlig falsch reagiert“, sagt aber nicht, worauf und habe  „in diesen Tagen immer die    f a l s c h e   O p t i o n „ gewählt. Natürlich muss es  f a l s c h e  L o t i o n  heißen, dann erschließt sich der Sinn sofort. Das Wort Blender sei „ einfach ein Attribut“, dem ich zwar einfach zustimme, dass aber seinem „bisherigen Leben nicht gerecht wird.“ Was zu beweisen wäre! Man lese sich die obigen Sätze  durch und erkläre mir den Sinn, der doch logisch nur darin liegen kann, dass er entweder der Schreiber der Arbeit war und sich beim Betrug getäuscht hat oder aber, da er nicht getäuscht hat und so selbst betrogen worden sein muss, war es der Schreiber der Arbeit, der getäuscht und ihn damit betrogen hat, der er nicht gewesen sein kann, weil er nicht täuschen wollte und es deshalb war, weil er es abgeschrieben und nicht selbst geschrieben hat und es deshalb nicht gewesen sein kann, obwohl er es war.  Ein Selbstbetrug also!  Jetzt  haben wir´s endlich, „selbstverständlich.“